Der Lange
Land Rover Defender 130 im Test
Die Engländer komplettieren mit der längsten Modellvariante des Land Rover Defender die Neuauflage des legendären Offroaders. Das schafft Platz für grosse Golffamilien, wie ein Fahrtest im Golfstaat Dubai bestätigt.
Die Neuauflage der britischen Offroadlegende ist bereits in den Varianten 90 und 110 sehr beliebt. Nicht nur in Dubai. Und nun kommt mit der achtplätzigen Langversion das perfekte Modell für den Golfstaat. Denn statt abends in die Clubs zieht es viele Emiratis bei Sonnenuntergang in die Wüste, wo mit möglichst grossen und grossmotorigen Geländewagen über die Dünen «geheizt» wird. Dafür ist der Defender 130 massgeschneidert: Er verbindet die herausragenden Qualitäten im Gelände mit einem luxuriösen Innenraum auf einer Länge von 5,36 Metern. Und dank der äusserst komfortablen Luftfederung ist auch das Auto-Flanieren auf der berühmten Sheikh Zayed Road ein Genuss.
Auf der ersten Testfahrt musste der neue Defender 130 beides unter Beweis stellen. Entlang der schnurgeraden Autobahn, auf der zwar bis zu 160 km/h gefahren werden dürfen, allerdings gefühlt alle zwei Kilometer ein Blitzkasten steht, geht es hinaus in die Wüste. Der Federungskomfort ist erstaunlich hoch für einen Geländewagen, auch bei hohem Tempo. Bald tauchen die ersten Sanddünen auf – also runter von der Autobahn und hinein ins Offroadvergnügen. Das Geländefahrprogramm Terrain Response auf «Sand» gestellt und den Reifendruck etwas verringert für mehr Grip im weichen Wüstensand, dann kann’s losgehen.
Die Elektronik orchestriert den intelligenten Allradantrieb virtuos, der Defender wühlt sich wie von selbst durch den weichen, tiefen Sand. Ein beherzter Gaseinsatz ist entscheidend, um sich nicht festzufahren, doch die Hauptarbeit erledigt das Auto. Auf den bequemen Ledersesseln schaukeln wir über die Dünen, während die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt und die Luft flirren lässt. Die Luftfederung absorbiert die meisten Schläge und Stösse gekonnt, nur ab und zu werden wir von rechts nach links geworfen und ordentlich durchgeschüttelt. Doch das gehört beim Offroadfahren dazu.
Der 3-Liter-Sechszylinder-Benziner der Topversion P400 schiebt mit 294 kW/400 PS kraftvoll vorwärts, wühlt den 2,6 Tonnen wiegenden Koloss gekonnt durch die Wüste. Alternativ ist eine Variante mit 221 kW/300 PS sowie zwei 3-Liter-Reihensechszylinder-Diesel mit 183 kW/249 PS oder 221 kW/300 PS erhältlich. Die Preise starten bei 101 000 Franken für den SE D250, das Topmodell X P400 kostet ab 140 000 Franken.
Die 34 Extra-Zentimeter, die den 130 vom 110 unterscheiden, kommen im vollen Umfang dem Heck zugute. Dadurch entsteht eine andere Art Fahrzeug: Mit einer satten Länge von 5,36 Metern und acht Sitzplätzen in drei Reihen wird der Defender zu einem riesigen Luxus-SUV. Kein Wunder, haben die Briten das Auto in Dubai vorgestellt, denn hier passt der Defender 130 wunderbar hin. Auch in den USA wird der lange Edel-Offroader nicht weiter auffallen im Strassenbild – bei uns kratzt der grosse Landi hingegen an der Grenze dessen, was sich noch ohne Schweissausbrüche durch ein Parkhaus dirigieren lässt. Dennoch dürfte die neue Variante auch bei uns gut ankommen. Und vor allem Golfspielende dürfen sich freuen, denn Platzprobleme kennt die neuste Variante des Kultmobils nicht.
Tradition und Moderne
Mit seinen modernen Plug-in-Modellen Range Rover und Range Rover Sport zeigt das britische Traditionsunternehmen, was es strommässig draufhat. Die beiden Topfahrzeuge im Portfolio lassen sich elektrisch derart souverän selbst durch schwierigstes Gelände bewegen, dass man glaubt, die Fahrphysik werde gerade ausser Kraft gesetzt. Die beiden Flaggschiffe werden im nächsten Jahr auch die ersten von Land Rover sein, die der Kunde als vollelektrischen Variante wählen kann. Bis 2026 sollen vier weitere Vollstromer hinzukommen.