Der Emotionale

Seit Sergio García 1999 Profi wurde, ist er aus der Golfwelt nicht mehr wegzudenken. 24 Jahre später ist seine Liebe zum Spiel ungebrochen – wenngleich er sich auch als Fussball- oder Tennisprofi sähe.

INTERVIEW: NINA TREML | FOTOs: GETTY IMAGES

Sergio García, wie bist du zum Golfsport gekommen?
Durch meinen Vater Victor García, der bekanntlich ebenfalls Golfprofi war. Er hat mich eingeführt, und ich habe mich auf Anhieb in den Sport verliebt. Es gab für mich schon in jungen Jahren nichts Aufregenderes, als Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen.

Wer hat dich in deiner Karriere am meisten geprägt – dein Vater?
Ja, eindeutig mein Vater. Er hat mir nicht nur das Spiel an sich beigebracht, sondern mich auch Respekt für den Sport gelehrt – für dessen Geschichte, Traditionen und ungeschriebene Regeln. Das hat mich in meiner Karriere stärker geprägt als alles andere. Aber natürlich hatte ich nebst meinem Vater auch andere Idole. Als Spanier habe ich immer zu den Spielerlegenden Seve Ballesteros und José María Olazábal hinaufgeschaut.

Hast du bei Turnieren ein bestimmtes Pre-Game-Ritual oder trägst du einen Glücksbringer mit dir?
Nein, nicht wirklich. Ich pflege kein besonderes Pre- Game-Ritual – wie allen anderen Spielern geht es auch mir darum, mich aufzuwärmen und meinen Geist zu fokussieren. Klar, es gibt ein paar bestimmte Golfballmarker und Pitch Mark Repairer, die ich immer in meiner Golfbag dabeihabe, und manchmal bringen sie mir Glück und manchmal eben nicht. Ich bin nicht sehr abergläubisch.

Mit welchem Nicht-Golfstar würdest du gerne mal eine Runde spielen?
Was soll ich sagen… Ich hatte schon in der Vergangenheit das Glück, mit so einigen Nicht-Golfstars eine Runde spielen zu dürfen. Unter anderem mit Basketballikone Michael Jordan, mit den ehemaligen Fussballstars Ronaldo Nazário, Luís Figo, aber auch mit den spanischen Tennisgrössen Juan Carlos Ferraro und Rafael Nadal. Das hat immer riesig Spass gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, mit welchem Nicht-Golfstar ich diese Erlebnisse noch toppen könnte.

Wie erholst und regenerierst du dich zwischen Turnieren?
Für mich muss Erholung immer aktiv sein. Ich verbringe natürlich viel Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern und nutze die Zeit, um Freunde zu treffen. Aber nebenbei beschäftige ich mich immer mit Sport, am liebsten mit Tennis und Fussball.

Mit seinem Sohn Michael führt er das Schweizer Unternehmen in dritter Generation.

Was liebst du am Golfspielen und was ärgert dich daran?
Ich liebe den Golfsport vor allem dafür, dass er extrem unberechenbar und herausfordernd ist. Genau das birgt aber auch Frustrationspotenzial. Du glaubst, du hast alles unter Kontrolle, und dann entgleitet sie dir trotzdem irgendwie. Das, was ich am meisten am Golfspielen liebe, ist also auch das, was mich am meisten daran ärgert.

Wie würde dein Caddie dich beschreiben?
Gute Frage! Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich kann mir vorstellen, dass er mich als sehr emotional bezeichnen würde. Als einen guten, professionellen Spieler, der als Mensch aber ziemlich gefühlsbetont ist und sein Herz auf der Zunge trägt.

Welcher ist dein Lieblingsplatz und warum?
Mein Lieblingsplatz auf der ganzen Welt ist ganz klar der Club de Golf Valderrama im Süden Spaniens. Der Kurs ist nicht sehr lang, aber ich finde ihn fantastisch designt und sehr herausfordernd. Besonders trickreich sind die Löcher 12 und 15 – und nicht zu vergessen, die berühmt-berüchtigte Nummer 17. Du musst dein Spiel wirklich beherrschen, um dort eine gute Figur abzugeben.

Wenn du eine Golfregel ändern könntest, welche wäre das?
Mir scheint es immer ein bisschen unfair, wenn man nach einem guten Drive auf dem Fairway in einem Divot landet, dafür eine Strafe kassiert und damit möglicherweise benachteiligt ist gegenüber jemandem, der es nur ins Rough geschafft hat. Wenn ich eine Regel ändern könnte, dann würde ich in diesem Fall für eine straflose Erleichterung sorgen.

Wenn du nicht Golfprofi geworden wärst, dann…?
Auf jeden Fall Profi in einer anderen Sportart! Zum Beispiel Fussball oder Tennis. Schade, dass ich mit 43 Jahren schon zu alt bin, um in diesen Disziplinen nebenher auch noch eine Karriere starten zu können.

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