Was habe ich falsch gemacht?

Willst du dein Spiel verbessern, dann sei dir gegenüber gnädiger, freundlicher und liebevoller.

Am Ende unserer Pre-Shot-Routine, oft sogar währenddem der Ball noch fliegt, bewerten wir unsere Leistung bereits: «Ah, endlich ein schöner Schlag, damit bin ich zufrieden!» oder «Oh nein, nicht schon wieder ins Rough!» Diese oft unbewussten Gedanken sind sehr tückisch, denn sie beeinflussen unsere Emotionen, unser Vertrauen und unseren Selbstwert.

Wie oft macht dein Ball auf dem Golfplatz genau das, was du möchtest? Wahrscheinlich nicht sehr oft, und das ist normal. Wenn wir die Top-PGA-Tourspieler fragen, berichten sie von nur 1 bis 3 Schlägen pro Runde. Das heisst, dass wir mit ca. 95 % unserer Schläge nicht zufrieden sind.

Klar, sehr wahrscheinlich werden wir nur die wirklich schlechten Schläge richtig negativ bewerten und uns dabei schlecht fühlen. Allerdings, werden wir uns, wenn wir mit dem Resultat nicht zufrieden sind, sinngemäss fragen: «Was habe ich falsch gemacht?» Diese Frage beinhaltet ja eine gute Absicht, wir wollen verstehen und dazu lernen. Aber leider bringt uns diese Strategie überhaupt nicht weiter. Überlege dir bitte, was das mit deinem Spiel-Selbstvertrauen macht, wenn du dich bei 95 % deiner Schläge fragst: «Was habe ich falsch gemacht?» . Das ist ein gefährlicher Teufelskreis, weil du dich ständig auf Makel und Fehler fokussierst.

Idealerweise würden wir unsere Leistung gar nicht bewerten, aber das ist schwierig. Meine Empfehlung lautet daher, die Frage am Ende der Pre-Shot-Routine anzupassen. Eine deutlich konstruktivere Frage lautet z.B. «Was habe ich gut gemacht?» Natürlich fühlt sich so eine Frage etwas seltsam an, vor allem, wenn der Ball etwa im Wasserhindernis landet. Aber überlege dir bitte, wie viele Elemente im Schwung stimmen müssen, damit der Ball schön fliegt. Das ist eine ganze Menge, und wenn nur ein Element des Schwungs fehlerhaft ist, z.B. ein Griff nicht genau stimmt oder das Gewicht auf dem hinteren Bein bleibt, kann so etwas Kleines eine katastrophale Flugbahn produzieren.

Ohnehin ist eine Bewertung immer nur eine persönliche Abbildung der Realität. Hast du schon jemals einen schlechten Schwung gemacht und jemand hat das mit «schöner Schlag!» kommentiert? Oder umgekehrt: einen guten Schlag mit «oh schade!»?

Um diese Diskrepanz beim Bewerten aufzuzeigen, provoziere ich die Teilnehmer in meinen Kursen oft mit der Ankündigung, dass wir zum lokalen Flugplatz fahren werden, um gemeinsam einen Fallschirmsprung zu wagen. Die Reaktionen sind extrem gemischt: «Nicht mit mir, das ist viel zu gefährlich», wehren die einen ab, während sich andere auf die neue Herausforderung freuen. Doch wer hat recht? Ist ein Fallschirmsprung etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Das beweist, dass alle Bewertungen nur eine persönliche Sichtweise sind. Und wenn unsere Bewertungen unser Spiel negativ beeinflussen, dann würde es vielleicht Sinn machen, die Bewertung zu überprüfen. Denn so können wir sehr viel in unserem Spiel verbessern.

Bist du bereit, an dir zu arbeiten, damit sich dein Spiel verbessert? Dann empfehle ich, dass du gnädiger, freundlicher und liebevoller mit dir kommunizierst.

Beitragsbild: GettyImages

Weitere Beiträge