Der Spanier Jon Rahm hat in dieser PGA-Tour-Saison bereits so viel Geld verdient wie kein Golfer zuvor. Und die Saison hat eben erst so richtig begonnen.
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Zum Vergleich: Das höchste Preisgeld, das Golflegende Tiger Woods in einer einzigen Saison auf der PGA Tour verbuchen konnte, waren 10 867 052 Dollar. 2007 gewann er gleich sieben Turniere, darunter die PGA Championship und die Tour Championship. Und: Woods verpasste während dem ganzen Jahr keinen einzigen Cut und landete insgesamt zwölf Mal in den Top 10.
Trotzdem hat Rahm schon jetzt nicht nur deutlich mehr verdient als Tiger in seiner profitabelsten Saison, sondern auch mehr als Scottie Scheffler in seiner überragenden Saison 2021–22 (14 046 910 Dollar), wie «Golfpost.de» berechnet hat. Und ein Ende des Geldsegens ist in Anbetracht der grossartigen Form des Spaniers und der Anzahl der anstehenden Turniere noch nicht in Sicht: Nebst den Millionen an fünf Designated Events sowie drei Major-Turnieren winkt dem zweifachen Familienvater auch noch der FedExCup-Bonus am Ende der Saison.
Aber wer ist dieser Jon Rahm, die derzeitige Nummer 1 im Golfsport der Männer? Das «Mallorca Magazin» erinnert sich so an einen der ersten Siege bei den Amateuren 2011: «Jon Rahm war ein vollkommen Unbekannter, der auf der Marriott-Anlage von Son Antem bei Llucmajor einen seiner ersten Amateur-Titel gewann. Und das nur sehr knapp. Erst in der letzten Runde konnte Rahm dem bis dahin führenden Scott Fernández aus Granada den Schneid abkaufen und sich mit einem Schlag Vorsprung den Gesamtsieg sichern. Die Siegertrophäe bekam er anschliessend vom damaligen Präsidenten des balearischen Golfverbandes, Vicente Mulet, übergeben, zusammen mit einem festen Händedruck.» Niemand hätte in diesem Augenblick ahnen können, dass Jon Rahm zwölf Jahre später in Augusta einen Gewinncheck von 3,4 Millionen Dollar entgegennehmen würde.
Dass Rahm zum Golfsport fand, hat er wie so viele andere Spitzensportler seinen Eltern zu verdanken. Die nahmen ihn im Alter von acht Jahren das erste Mal auf einen Golfplatz mit. Und dort infizierte er sich mit dem Golfvirus. Ein paar Jahre später galt er in Spanien als Jahrhunderttalent. «Ich war 13 oder 14 Jahre alt», blickte die Nummer 1 in einem Interview mit dem US-Golfsender CNN Living Golf zurück, «da sagte ich
meinem Trainer, dass ich irgendwann der beste Spieler der Welt werden würde.»
Und Jon Rahm hat sie gepackt: «Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich meinen Abschluss machen werde, wenn ich aufs College komme. Und ich habe mein Versprechen gehalten. Gottlob. Und ich rate allen jungen Golferinnen und Golfern, zuerst einmal eine richtige Ausbildung, einen Abschluss zu machen. Denn man kann auch später mit Golf anfangen und ein grossartiger Golfer werden und eine grossartige Karriere machen. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen und später aufs College gehen und diese einmalige Zeit auf die gleiche Weise erleben.»
Der Rest ist Geschichte. Seit 2017 reiht Jon Rahm auf der PGA Tour einen Sieg an den anderen. Im Corona-Juli 2020 erreichte er dank seinem Triumph beim Memorial erstmals die Spitze der Golfweltrangliste. Rahm war der 24. Spieler und nach Severiano Ballesteros der zweite Spanier, der die Weltrangliste anführte. Und derzeit steht er wieder ganz vorne.
Aber nicht nur im offiziellen PGA-Ranking, sondern auch auf Social Media. Denn Rahm hat beim US Masters in Augusta 2020 mit einem spektakulären Hole-in-one für Aufsehen gesorgt. Am 16. Loch hüpfte sein Ball nach dem flachen Abschlag zunächst dreimal über das Wasser, ehe er wieder auf dem Grün landete und dort ins Loch rollte. Einziger Haken: Der Schlag gelang Rahm im Training. Wegen der Corona-Pandemie waren damals keine Fans zugelassen, Rahm erzielte sein Hole-in-one also nicht vor Tausenden von Fans, sondern nur vor wenigen Mitspielern, Caddies und Fernsehkameras. In den US-Medien war schnell von einem «Zauberschlag» die Rede. Die PGA nannte den Schlag «eines der verrücktesten Hole-in-ones aller Zeiten». Über den offiziellen Twitter-Kanal des Turniers wurde die Szene innert Stunden fast 20 Millionen Mal angeschaut. Rory McIlroy kommentierte: «Stellen Sie sich das Getöse vor, das in einem normalen Jahr entstanden wäre.»