Pascal Zuberbühler war schon immer einer, der auffällt. Umso schöner, dass das Charisma des ehemaligen Weltklasse-Goalies heute dem Golfsport zugutekommt.
In dieser Funktion stellt «Zubi» seine jahrelange Profi-Erfahrung und seine Kompetenz der FIFA zur Verfügung; er besucht für die Organisation Turniere und Konferenzen, hilft bei der Planung und pflegt Beziehungen. «Über hundert Tage im Jahr» sei er normalerweise unterwegs, sagt er. Dazu kommen Engagements im FIFA Museum, wo er unter anderem Champions-League-Abende und Talks mit Publikum moderiert, und seine Auftritte als TV-Experte bei Blue (ehemals Teleclub). «Ich bin dankbar, dass ich immer noch an vielen Fronten wirken kann. Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich denke, die Verantwortlichen merken, dass ich mit Freude und vollem Einsatz dabei bin», sagt er.
Genau aus diesem Grund jedoch kann sein Golf-Handicap noch nicht ganz mit seinen Ambitionen auf dem Platz mithalten. «Mein Handicap? Das dürfte so bei 22 oder 23 liegen», sagt er achselzuckend. «Mir fehlt leider die Zeit, um mehr zu spielen und besser zu werden. Ganz ehrlich: Das ärgert mich, denn ich liebe Golf als Sport enorm», so der ehemalige Nati-Crack. Sich draussen an der frischen Luft zu bewegen und «eine Challenge anzugehen», das sei genau sein Ding. Zumal es beim Golf für ihn keine Ausreden gibt: «Auf dem Fussballplatz konntest du jeweils noch den Verteidiger vorschieben, wenn etwas ‹in die Hose gegangen› ist. Aber auf dem Golfplatz muss ich für meine Fails selber geradestehen», sagt er mit einem Augenzwinkern.
Pascal Zuberbühler: «Wenn ich einen Ball nicht wunschgemäss treffe, spüre ich eine innere Wut.»
In Sachen Golf auf den Geschmack gebracht hat ihn ein anderer bekannter Schweizer Fussballer. Ex-Vereinskollege Murat Yakin war es, der ihn während der gemeinsamen Zeit beim FC Basel regelmässig auf den Golfplatz mitnahm. Der heutige Nati-Trainer sei ein «super Golfer», mit dem es richtig Spass gemacht habe, auf dem Platz zu stehen, sagt er. Später in England habe es dann ohnehin zum guten Ton gehört, dass man als Profi seine Golfausrüstung immer dabei hatte. Obwohl es die Trainer gar nicht gerne gesehen hätten, wie er sagt. «Wenn du stundenlang auf dem Golfplatz herumläufst und Bälle schlägst, ist das richtiger Sport. Das merkt dein Körper am nächsten Tag. Die Trainer hätten es wohl lieber gesehen, wenn wir uns richtig ausgeruht hätten», lacht er. Das Vorurteil von Golf als Altherrensport kann der Zweimetermann deshalb gar nicht nachvollziehen. Wer einmal erlebt habe, wie ein Könner einen Ball mit voller Wucht schlage, würde sowas nie behaupten, sagt er. «Das klingt, wie wenn ein Helikopter landet und dir die Rotorblätter um die Ohren sausen. Die Dynamik, die da im Körper abläuft, ist gewaltig. Arme, Beine, Schultern, Hüften – fast wie früher bei Sprinter Ben Johnson, als er aus dem Startblock ‹flog›.»
Dass er mit seiner Grösse und Athletik beste Voraussetzungen hätte, um selber ein Top-Spieler zu sein, weiss er. Aber eben, der Wille ist da, die Kapazitäten eher weniger. Sein Ziel ist deshalb ein anderes: «Ich will sagen können: Ja, ich kann Golf spielen. Das kann ich jetzt meiner Meinung nach noch nicht. Ich muss an meiner Technik arbeiten und üben, üben, üben.» Den Ehrgeiz dazu hat er. Schon als Profi war Pascal Zuberbühler einer, der die Herausforderung suchte und den Kopf nicht in den Sand gesteckt hat. Mit seiner direkten Art hat er sich nicht immer nur Freunde gemacht. Doch Typen wie ihn – Männer mit Ecken und Kanten – hat es im Schweizer Sport nie genug gegeben. Genau deshalb ist «Zubi» bis heute eine Kultfigur geblieben, sein Charisma strahlt weit über den Fussballplatz hinaus. «Wenn dir alle zujubeln, weil du im Reflex einen Ball an die Latte lenkst – sowas hat mich nie glücklich gemacht.», sagt er. Von unten zu kommen und es «allen zu zeigen », das habe ihn angespornt. «Das ist mein Adrenalin, und ich gebe zu: Das vermisse ich heute auch ein wenig».
Auf dem Golfplatz hat er die Möglichkeit, ein bisschen davon wieder zu erleben. Denn: «Wenn ich einen Ball nicht wunschgemäss treffe, spüre ich eine innere Wut. Das ist gut so, denn ich will immer besser werden.» Diesen Spirit will Zuberbühler in Zukunft auch andern vermitteln. Als Botschafter seines Heimatclubs Golf Engadin möchte er Kinder und Jugendliche für den Sport begeistern. Und für den Celebrity Ryders Cup in St. Moritz (26. bis 28. Juni), an dem er selber teilnimmt, durfte er andere Fussballstars einladen, darunter Legenden wie Gabriel «Battigoal» Battistuta, Diego Forlàn oder Peter Schmeichel. «Da muss ich natürlich schauen, dass ich gegen sie nicht abfalle», sagt er schmunzelnd. Am Equipment jedenfalls soll es nicht liegen: Der 1,97-Hüne spielt mit einem Schlägerset von Gimar Golf – massgefertigt auf seine Grösse. Zubi lachend: «Mit denen muss ich jetzt richtig Gas geben. Denn wenn ich sage, es liegt am Schläger, glaubt mir das keiner!»
TEXT: LUKAS RÜTTIMANN | FOTOS: MARTIN DITZLER
Pascal Zuberbühler
Spitzname: Zubi
Alter: 51
Geburtsort: Frauenfeld / TG
Grösse: 1,97 m
Länderspiele: 51
Clubs: u.a. Grasshoppers, FC Basel, Bayer 04 Leverkusen, West Bromwich Albion, Fulham FC
Schuhe: Kybun Joya
Schläger: Gimar Golf
Kleidung: Kjus
Heimatclub: Golf Engadin
Website: pz1.ch