Viva España

Erst noch wurde Jon Rahm (26) von einem positiven PCR-Test gestoppt. Doch am 21. Juni war es so weit: Der Spanier gewann in San Diego sein erstes Major und siegte als erster spanischer Golfprofi bei der US Open.

Solche Geschichten schreibt nur der Sport: Ein paar Wochen vor seinem historischen Sieg in San Diego lag der baskische Muskelmann beim Memorial Tournament in Dublin (Ohio) nach drei Tagen mit sechs Schlägen vorne – der Cava konnte kalt gestellt werden, die Titelverteidigung war Formsache. Wenn da nicht dieses Virus gewesen wäre:

Nach seiner Runde wurde dem nicht geimpften Rahm mitgeteilt, dass sein PCR-Test am Morgen positiv ausgefallen war. Obwohl er keinerlei Symptome von Covid-19 zeigte, musste sich der frischgebackene Vater von Söhnchen Kepa in Quarantäne begeben. Glück im Unglück: Zwei negative Tests später konnte er die Selbstisolation frühzeitig beenden – und sich für das 121. US Open vorbereiten.

Für den damaligen Weltranglistendritten besonders wichtig. Denn mit Torrey Pines und San Diego verbindet Rahm eine ganz besondere Beziehung: Auf diesem Platz hatte er 2017 sein erstes Turnier auf der PGA Tour spektakulär gewonnen – mit einem Eagle aus 15 Metern auf dem 18. Grün. Und fast noch wichtiger: Auf den Klippen an der südkalifornischen Küste überraschte er sein College-Sweetheart Kelley Cahill vor drei Jahren mit einem Heiratsantrag. «San Diego erinnert mich an mein Zuhause», liess sich Rahm zitieren. «Es ist nicht exakt dasselbe, aber die Küste, das Wetter, die Temperatur, alles erinnert mich an meine Jugend. Hier sind wir immer glücklich.»

Weniger glücklich über seine Rückkehr aus der Quarantäne war wohl die Konkurrenz – denn nach seiner grossartigen Vorstellung in Ohio galt er als einer der Topfavoriten in San Diego. Und er enttäuschte seine Fans nicht, ging mit einem Rückstand von drei Schlägen in die Schlussrunde und ging am 71. und vorletzten Loch erstmals in Führung. Eine Führung, die der sympathische Spanier nicht mehr abgab: Am 72. Loch genügte Rahm vor den Augen seiner Familie eine Birdie, um seinen ersten Major-Sieg zu sichern. Rahm ist der erste spanische Sieger des US Open und nach Sergio Garcia (US Masters 2017), José Maria Olazábal (US Masters 1994 und 1999) und dem unvergesslichen, 2011 mit erst 54 Jahren verstorbenen Severiano Ballesteros (fünf grosse Siege ab 1979) der vierte Spanier Major-Turnier-Sieger der Geschichte. «Natürlich habe ich in diesem Moment an Seve gedacht», freute sich Rahm.

Der Umsturz in der Schlussrunde der mit 12,5 Millionen Dollar dotierten US Open war dramatisch: Der Südafrikaner Louis Oosthuizen führte auf dem Küstenplatz von Torrey Pines die meiste Zeit. Aber just am 17. Loch, auf dem Rahm vor ihm ein Birdie gespielt hatte, unterlief dem Südafrikaner der Schlagverlust, der ihn den möglichen zweiten Major-Titel nach jenem am British Open 2010 kostete. «Es fühlte sich an wie ein Märchen mit einem Happy End», beschrieb Rahm das Spiel am Schlusstag. Mit 67 Schlägen egalisierte er die besten Runden des Turniers.

Der 26-jährige Baske, der seinen Nachnamen nach Bilbao ausgewanderten Vorfahren aus der Schweiz verdankt, gewann den ganzen Jackpot: ein Preisgeld von 2,25 Millionen Dollar und die Rückeroberung der Spitze der Weltrangliste. Er löste im Ranking den Amerikaner Dustin Johnson um wenige Prozentpunkte ab. Jon Rahm war im Sommer 2020 schon zweimal je zwei Wochen lang die Weltnummer 1 gewesen.

Text: lie | Bilder: SDA

Jon Rahm

Alter: 26
Nationalität: Spanien
Geburtstag: 10. November 1994
Grösse: 1,88 m
Familienstand: verheiratet,
Vater von Söhnchen Kepa (vier Monate)
Profi seit: 2016
Spitznamen: Rahmbo
Stärken: lange Abschläge, brachial
Schwächen: sein Temperament
PGA-Tour-Siege: 6
Major-Siege: 1

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