Ziel PGA Tour

Jeremy Freiburghaus steigt 2023 in die DP World Tour auf und beendet damit die lange Durststrecke der Schweizer Profigolfer. Was ihn am Golfsport fasziniert und wie Amateure besser werden können, verrät er im Interview.

Als Dreijähriger schwang Jeremy Freiburghaus erstmals einen Schläger und steckte sich mit dem Golfvirus an. Nach neun Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften trat er 2019 mit 23 Jahren in den Profistatus über. Bereits nach einem Jahr qualifizierte er sich auf der Pro Golf Tour für die Challenge Tour, den zweithöchsten Circuit in Europa, welchen er 2021 trotz Corona- Auflagen erfolgreich absolvierte. In diesem Jahr konnte sich Freiburghaus erstmals die volle Spielberechtigung sichern. Und Mitte Oktober holte er sich beim Turnier in Abingdon (UK) seinen ersten Sieg auf der Tour. Dank dem Siegercheck von 42 500 Franken übernahm er die Führung in der Gesamtwertung der Tour. Für Freiburghaus ein wichtiger Karriereschritt, aber noch längst nicht die Erfüllung seines grössten Traumes, wie er im Interview preisgibt.

Mit seinem Sohn Michael führt er das Schweizer Unternehmen in dritter Generation.

Nach nur drei Jahren bei den Profis hat Jeremy Freiburghaus diese Saison bereits den Aufstieg in die DP World Tour geschafft, die höchste Männer- Golfliga in Europa.

Jeremy Freiburghaus, was bedeutet dir der Aufstieg in die oberste Männer-Golfliga Europas, die DP World Tour 2023?
Dieser Aufstieg ist für mich ein grosser Schritt, und damit natürlich auch für Swiss Golf. Die höchste europäische Golfliga war schon immer mein Ziel. Bis zum Finale der Challenge Tour Anfang November werde ich noch einige Turniere spielen und versuchen, mir den Aufstiegsplatz für die volle Kategorie der DP World Tour mit einem Platz unter den 20 besten Spielern zu sichern. 

Geht mit diesem Aufstieg dein grösster Golftraum in Erfüllung?
Klar freue ich mich sehr darüber. Und dass ich nur drei Jahre nach meinem Eintritt bei den Profis schon so weit komme, hätte ich nicht gedacht. Mein grösster Traum ist es aber, mich auf der DP World Tour zu etablieren und vielleicht irgendwann die Qualifikation für die PGA Tour zu schaffen.

Die Schweizer Männer haben sich – mit Ausnahme von Julien Clément (2002) und Joel Girrbach (2019) – rar gemacht in der Toptour Europas. Warum ist das so?
Was bei Julien Clément der Grund war, ist mir nicht bekannt, da war ich erst sechs Jahre alt. Joel Girrbach konnte leider nicht die ganze Kategorie mitspielen, weil er sich nur über eine Rangierung in den Top-45 qualifiziert hatte. Eine grundsätzliche Erklärung gibt es also nicht, aber aus meiner Sicht fehlen in der Schweiz genügend geeignete Trainingsanlagen für die Profis. Da bräuchte es, wie an den Profiturnieren, längere Spielbahnen, die richtigen Roughs sowie schnellere und härtere Greens.

Was wünschst du dir von der Nachwuchsförderung in der Schweiz?
In den letzten Jahren gab es bereits viele Änderungen und Verbesserungen seitens Swiss Golf. Ich persönlich finde, zu viele regionale Leistungszentren sind zu sehr über das Land verteilt. Meiner Ansicht nach würden nur vier Zentren für die Leistungssteigerung mehr Sinn machen. Da könnte man sich dank der Dichte an Athletinnen und Athleten gegenseitig zu Höchstleistungen pushen.

Wird sich dein Golfalltag mit der Teilnahme an der DP World Tour verändern?
Ich glaube nicht, dass sich Grundsätzliches in meinem Alltag verändern wird. Aber es gibt natürlich deutlich mehr Turniere, die ich bestreiten werde. Auf der Chalenge Tour standen rund 20 Turniere an, auf der DP World Tour werden es über 30 sein. Und im Winter spielen wir beispielsweise auch in Dubai. Der Ausgleich zwischen der Turnierbelastung, dem Training und der Erholung wird sicherlich wichtig sein. Und die höheren Kosten spielen natürlich auch eine gewichtige Rolle. Da bin ich auf gute Sponsoren angewiesen – falls sich also noch jemand bei mir melden mag!

Mit seinem Sohn Michael führt er das Schweizer Unternehmen in dritter Generation.

2022 hast du auf der Challenge Tour über 100 000 Franken verdient. Liegt auf der DP World Tour finanziell noch mehr drin?
Das wäre natürlich schön. Die Preisgelder in der höchsten europäischen Liga betragen ungefähr das Zehnfache von dem, was ich mir bisher gewohnt war.

Was sind derzeit die Stärken in deinem Spiel und was die Schwächen – und auf welche Schläge kannst du dich bestimmt verlassen?
Meine Drives sind in diesem Jahr sehr gut, ebenso meine weiten Schläge aufs Green, darauf kann ich mich verlassen. Beim Kurzspiel aufs Green sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Diese Schläge müssen auf der DP World Tour höher sein, wegen den tendenziell härteren Greens.

Wie und in welchen Bereichen möchtest du dein Training und dein Spiel noch verbessern für die DP World Tour?
Beim Putten kann man viele verschiedene Trainingsformen anwenden. Da werde ich mich sicherlich noch verbessern können. Dazu gehört natürlich auch die mentale Komponente, die unheimlich wichtig ist auf diesem Niveau. Sicherlich werde ich mich bald mental eingelebt haben und hoffentlich bereit sein, meine Topleistungen abzurufen.

Wie viel trainierst du in der Regel pro Jahr und wie teilst du dir die Zeit dabei ein? Bisher habe ich in der Off-Season rund 30 Stunden Golf und rund vier Fitness- und Krafttrainingseinheiten in den Wochenplan eingebaut. Zudem hatte ich bis jetzt das Glück, dass sich in meinem Spiel während den Turnierphasen keine grossen Fehler eingeschlichen haben, welche ich hätte korrigieren müssen. Dadurch konnte ich viel Energie sparen. Ausserdem nehme ich alle vier bis fünf Wochen eine Golf-Auszeit und mache nur das, darauf ich gerade Lust habe, wie Biken, Joggen oder auch mal einfach Faulenzen.

Als Dreijähriger spieltest du erstmals Golf. Was fasziniert dich an diesem Sport so sehr, dass du ihn zu deinem Beruf gemacht hast?
Mich fasziniert Golf als Spiel an sich. Der Kampf gegen sich selbst. Ausserdem ist Golf ein Open-Air-Sport, es ist abwechslungsreich und man kann immer besser werden.

Welche Tipps gibst du Amateurinnen und Amateuren mit auf die Runde, die Mann und Frau garantiert umsetzen können?
Wenn sie das Kursmanagement beherrschen, können sie schon viel richtig machen. Meist sind sie aber zu kurz, wenn sie aufs Green spielen wollen. Und natürlich schadet es nicht, wenn man auf seinen Pro hört.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass mir Golf weiterhin so viel Spass macht und ich diesen Sport möglichst lange als meinen Beruf ausüben kann.

INTERVIEW: THOMAS BOROWSKI | FOTOS: EMANUEL STOTZER / SWISS GOLF / ZVG

Weitere Beiträge

Social Share