Wie gelingt es Schweizer Golfclubs, ihre Angebote auch für jüngere Generationen attraktiv zu gestalten? Benötigt es besondere Angebote, um die U40-Spielerinnen und -Spieler auf die Fairways zu locken? Jürg Moning, Manager des Golfclub Heidental, hat in einer Umfrage unter seinen Clubmitgliedern nach Antworten gesucht.
Jürg Moning, Sie haben unlängst Ihren U40- Mitgliedern eine Umfrage zugestellt. Was hat Sie dazu bewegt und was ist das Ziel dieser Umfrage?
Wir durften in den letzten zwei bis drei Jahren einen starken Zulauf an U40-Mitgliedern verzeichnen und wollten den Puls dieser Mitglieder ein wenig besser spüren. Deren Bedürfnisse und ihr Freizeitverhalten sind anders als bei den etwas älteren Mitgliedern.
Was hat die Umfrage ergeben? Sind konkrete Vorschläge eingegangen, die Sie weiterverfolgen?
Es hat sich gezeigt, dass die Wünsche unter den jüngeren Golferinnen und Golfern sehr heterogen sind, so wie die Lebensumstände dieser Mitglieder auch.
Haben die U40-Mitglieder grundsätzlich andere Bedürfnisse als Ü40-Mitglieder?
Eines ist bei allen Mitgliederkategorien gleich; nämlich die Freude und der Spass am Golf. Bei den etwas jüngeren Mitgliedern absorbieren Beruf und Familie mehr Zeit, weshalb die Flexibilität noch nicht gleich gross ist wie bei den älteren Mitgliedern. Wer schon als Junior mit Golf in Berührung kam, kann von einer gesunden Basis profitieren. Die anderen dagegen müssen mehr Zeit und Fleiss investieren, was ein optimales Zeitmanagement bedingt.
Gibt es von Ihrer Seite her Ideen, wie ein Golfclub für seine U40-Mitglieder attraktiver sein könnte, beispielsweise mit speziellen Turnieren oder verkürzten Spielzeiten?
Diese Frage war mitunter ein Grund für die Umfrage – und die Auswertung hat gezeigt, dass die traditionellen Events (9- oder 18- Loch Einzelturniere) bei den Bedürfnissen immer noch im Vordergrund stehen. Das heisst aber nicht, dass das Rahmenprogramm nicht angepasst und die Konventionen mal gesprengt werden können. Für uns als Golfclub ist die Zugehörigkeit zur PPG-Vereinigung (Private Partner Golf) sehr wichtig, weil sie den «noch nicht sesshaften Mitgliedern » ein Spielrecht auf neun weiteren Plätzen in der Schweiz ermöglicht. Auch die Mobilität spielt hierbei eine grosse Rolle und macht die PPG-Clubs bei den Jungen attraktiv.
Ihre Umfrage richtet sich konkret nur an die U40- Mitglieder. Fühlen sich die älteren Spielerinnen und Spieler da nicht ausgegrenzt?
Ich denke nicht, denn die älteren Spielenden sind bei den Senioren organisiert und die Ladiessektion steht den Damen aller Alterskategorien offen. Die männliche Generation mittleren Alters trifft sich zu den Herren-Golfturnieren an einem Freitagnachmittag, die jüngeren können aber selten unter der Woche freimachen und daran teilnehmen. Wir bieten aber auch den Neugolfern ein spezielles Gefäss (begleitete Handicap-Runden), so dass sich wirklich fast jedes Mitglied irgendwo aufgehoben fühlt.
Sie haben 20 Jahre Erfahrung im Management eines Golfclubs und nennen auf der Website des Golfclubs Heidental «die Quadratur des Kreises», nämlich die Bedürfnisse von turnierfreudigen Mitgliedern mit denen von an freien Runden Interessierten unter einen Hut zu bringen. Gibt es in diesem Dilemma aus Ihrer Sicht eine allgemeingültige Lösung, wie sich Golfclubs dem Thema annehmen sollten?
Es geht nur mit Toleranz und einem ausgewogenen Programm für alle. Jeder soll bei uns das finden, was für ihn von Interesse ist oder ihn anspricht. Dafür muss das Programm breit gefächert sein, wohlwissend, dass wir nicht alle Bedürfnisse jederzeit abdecken können. Sonst wäre die Quadratur ja gelungen …
Haben Sie Kenntnisse von anderen Golfclubs in der Schweiz oder im Ausland, welche sich mit speziellen Angeboten an U40-Golfende richten?
Nein, aber ich bin überzeugt davon, dass sich meine Managerkollegen die gleichen oder ähnliche Gedanken machen, um ihren Mitgliedern gerecht zu werden.
Letzte Frage: Mit welchem Angebot präsentiert sich in Ihren Augen der «ideale» Golfclub seinen Mitgliedern?
Das Spielprogramm kann noch so vielfältig und ausgewogen sein, wichtig sind in erster Linie ein interessanter, stets gepflegter Platz, genügend Spielmöglichkeiten, eine komplette Infrastruktur, gute Erreichbarkeit sowie eine gute Gastronomie mit marktüblichen Preisen. Dazu kommen gesunde Clubfinanzen, gelebte Gastfreundschaft, Kompetenz in allen Bereichen sowie ein funktionierendes Clubleben. Ein Club sollte sich nicht über den Preis definieren, denn all die oben erwähnten Punkte erfordern eine entsprechende Eintritts- und Jahresgebühr. Das Angebot muss interessant sein – und hierzu gehören auch innovative Ideen wie die PPG.
«Eines ist bei allen Mitglieder Kategorien gleich: nämlich die Freude und der Spass am Golf.» Jürg Moning, Manager vom Golfclub Heidental
Die Corona-Pandemie hat auch dem Golfclub Heidental einen Zulauf an Neumitgliedern gebracht, insbesondere an U40-Spielerinnen und Spielern. Als Mitglied der PPG-Vereinigung bietet dieser ihnen Spielrecht auf neun weiteren Plätzen.