Trump Turnberry ist ein Juwel unter den Golf-Resorts. Das liegt auch, aber bei Weitem nicht nur, an seiner wunderbaren Lage an der südwestlichen Küste Schottlands.
TEXT: DINO CANEPA | FOTOS: DINO CANEPA / ZVG
Majestätisch thront das 1906 errichtete Hotel auf einer Anhöhe an der Küste der Irischen See. Der kunstvoll eingerichtete Deluxe King Room, in dem ich residiere, stellt so manch anderes Fünfsterne-Hotelzimmer in den Schatten. Der Blick aus dem Fenster fällt nicht nur auf das herrschaftliche Anwesen – direkt dahinter spielt gerade ein Dudelsackspieler ein Ständchen, um schottisches Flair zu verbreiten. Das Abendessen, das ich anschliessend im Flaggschiffrestaurant «1906» geniesse, könnte erstklassiger nicht sein. Alternativ gäbe es sogar zwei weitere Restaurants auf dem Gelände. Auch das Spa mit einem beheizten Infinitypool und atemberaubender Aussicht ist ein Erlebnis. Ganz zu schweigen von der breiten Auswahl an «Adventures» im Aktivitätenzentrum – von Reiten, Falkenjagd und Geländewagenausflügen über Kajakfahren, Kitesurfing und Standup- Paddling bis hin zum Tontauben- und Bogenschiessen, in dem ich mich mehr oder minder erfolgreich versuche.
In anderen Worten: Es gibt hundert gute Gründe, sich ein paar schöne Tage im Trump Turnberry Resort zu machen. Doch der beste – und berühmteste – erschliesst sich mir, als ich mich am Tag nach meiner Ankunft mit meinem geschulterten Golfbag auf den Weg mache.
The Ailsa
Trump Turnberry bietet alles, was das Golferherz begehrt: zahlreiche Übungseinrichtungen mit einer hochmodernen Golfakademie, eine Driving Range sowie den Pitch-and-Putt-Platz «Wee Links» direkt vor dem Hotel. Das Herzstück ist aber der 18-Loch-Meisterschaftsplatz «The Ailsa», regelmässiger Austragungsort der Open Championship und Schauplatz des berühmten «Duells in der Sonne» zwischen Tom Watson und Jack Nicklaus im Jahr 1977, an das eine Gedenktafel am 18. Fairway erinnert. Nebst viel Geschichte bietet die 1946 auf einer zerklüfteten Landzunge gebaute Par-72-Anlage vor allem eine atemberaubende Aussicht auf die namensgebende Granitinsel Ailsa Craig im Firth of Clyde sowie auf das Vorgebirge Mull of Kintyre und die Isle of Arran.
Der Ailsa Course zählt insgesamt 6848 Meter und entspricht im Wesentlichen einem Out-and-Back-Layout. Die Löcher 4 bis 11 sind aufregend und die Aussichten atemberaubend. Das Par-3-Loch 9 erweist sich dann als Auftakt zu einer wahren Weltklasse-Sequenz von drei Löchern am Wasser, wobei der Abschlag am 9. Loch über die Bucht von Turnberry Point zu einem Grün neben dem berühmten Leuchtturm von Turnberry führt und der Wind auf den Outward Nine in der Regel von hinten kommt. Keine Frage: The Ailsa hat seine Position in den Top 100 der Golfplätze der Welt verdient.
The King Robert the Bruce
Ursprünglich hiess die 1954 gebaute Anlage Arran und später kurzzeitig Kintyre, ehe sie 2017 umgebaut und nach dem schottischen König benannt wurde, der infolge seines Sieges über die Engländer bei Bannockburn 1314 die Unabhängigkeit seines Landes verkündete. Direkt neben The Ailsa Square gelegen und von derselben Landschaft mit Blick auf den Leuchtturm geprägt, braucht sich der zweite Meisterschaftsplatz in Turnberry vor seinem berühmten Bruder nicht zu verstecken.
King Robert the Bruce ist 6586 Meter lang und anspruchsvoll, da viele Löcher von Stechginster umgeben sind. Die Löcher 8 und 11 auf dem exponiertesten Teil des Platzes, treffend «Windy Hill» genannt, bilden meiner Meinung nach den Höhepunkt des Platzes. Das 8. Loch ist ein majestätischer Dreischläger in Richtung des weit entfernten Leuchtturms, das 9. ein langes und gefährliches Dogleg, das in einem furchteinflössenden Klippengrün endet, das 10. ein Juwel von einem Par 3 und das 11. ein weiteres langes Loch, diesmal von einem erhöhten Abschlag mit einem sanften Dogleg zu einem schwierigen Putt. Und das alles mit einem herrlichen Blick auf die Küste!
Der Schwierigkeitsgrad nimmt auf den restlichen neun Bahnen nur geringfügig ab, bis das 17. Loch zu einem langen Dogleg und das 18. zu einem Par 5 wird. Hier trifft der Ginster auf der linken Seite auf tiefe Bunker auf beiden Seiten des Fairways, das nach links auf ein leicht erhöhtes Grün vor dem luxuriösen, modernen Club-Haus abbiegt.
Dinos Tipp Prestwick Golf Club
Wer noch mehr Golfgeschichte erleben möchte, kann nur 35 Autominuten entfernt im weltberühmten Prestwick Golf Club spielen, der bis 1925 Austragungsort der Open Championship war und architektonisch zu den interessantesten Plätzen der Welt zählt.
Eine der grossen Stärken von Prestwick ist die Qualität und Vielfalt seiner Löcher. Loch 1 ist eines der einschüchterndsten Löcher im Golfsport, ein Par 4 mit dem Namen «Railway». Die Eisenbahnschienen verlaufen auf der rechten Seite des Lochs und warten nur darauf, den Slice eines Rechtshänders zu verschlingen. Das 3. ist ein kurzes Par 5 (Schlagzahl 1) namens «Cardinal» und berühmt für seinen tiefen Bunker, der von Eisenbahnschwellen gestützt wird. Das 5. ist ein blindes Par 3 namens «Himalaya», bei dem der Abschlag über eine riesige Sanddüne führen muss. Das berühmteste Loch von Prestwick dürfte aber das 17. namens «Alps» sein, das als «spektakulärstes blindes Loch der Welt» gilt und von C.B. Macdonald auf den National Golf Links of America nachgebaut wurde.
Über Prestwick gibt es viel zu erzählen. Am besten ist es, den Platz selbst zu spielen und zu beurteilen. Das Club-Haus mit seiner spannenden Geschichte, die bis ins Jahr 1851 zurückreicht, und seinen Bildern ist interessanter als so manches Golfmuseum. Ich empfehle, einen Caddie mitzunehmen – die sind hier Weltklasse.