Während viele ihre Schläger bereits einwintern, öffnet sich für Hartgesottene und Geniesser ein neues Golfkapitel mit mehr Feinsinn, Taktik und Naturverbundenheit.
Wenn sich am frühen Morgen Nebel über das Rough legt, die Sonne gedämpft durch rotgoldene Baumkronen fällt und das Gras unter den Schuhen leise knistert, beginnt eine der unterschätztesten Zeiten für Golfer.
Der Herbst bedeutet nicht nur Golf mit zusätzlichen Kleidungsschichten, sondern auch ein Spiel unter veränderten Bedingungen. Hier sind fünf Tipps und Hinweise, um den kühlen Saisonausklang bewusst zu geniessen.
Lieber früher als später
Herbstmorgende können trügen: Zuhause ist es grün, im Club aber schon weiss – Frostalarm. Wenn der Tau über Nacht gefriert, wird das Gras zur sensiblen Zone. Wer dann schon abschlagen will, zerstört Zellstrukturen im Rasen, die sich bis zum Frühjahr nicht erholen. Also: lieber später starten. Zwischen 9 und 11 ist der Platz aufgetaut, das Licht ausserdem weicher und die Luft angenehm.
Die Sache mit der Laubregel
Du schlägst sauber ab – und der Ball verschwindet trotzdem. Nicht im Wasser, nicht im Bunker, sondern im Blättermeer aus Ahorn, Birke und Co. Hier empfiehlt es sich nicht nur, auf farbige Bälle zurückzugreifen, sondern die sogenannte Laubregel zu beachten – eine kaum bekannte, aber hilfreiche Option. Sie gehört nicht zu den offiziellen Golfregeln, sondern ist Teil der «Model Local Rules» (Abschnitt F-14). Vereinfacht gesagt: Wenn Haufen loser Hindernisse wie Laub oder Eicheln das Finden oder Spielen des Balls verunmögichen, kann die Spielleitung diese Bereiche als «Boden in Ausbesserung» deklarieren und damit einen straflosen Free Drop erlauben. Wichtig: Diese Erleichterung gilt nur, wenn sie offiziell ausgerufen wurde. Also frag im Clubhaus nach, ob die «Leaf Rule» gilt. Und wenn nicht – frag, warum nicht.
Andere Luft, anderes Spiel
Kühlere Temperaturen bedeuten: weniger Weite. Pro 10 Grad Temperaturunterschied verliert dein Ball bis zu 1,8 Meter. An kühlen Herbstmorgen mit etwa 8 Grad Celsius fehlen so schnell einmal neun bis zehn Meter zur gewohnten Distanz. Tipp: Nimm einen Schläger mehr. Und überdenke deine Ballwahl. Weiche Bälle mit niedriger Kompression (z.B. Callaway Chrome Soft oder Titleist AVX) lassen sich bei kühler Luft und feuchtem Boden leichter kontrollieren. Und übrigens zählt auch die Kleidung: Ein zu steifer Sweater kann den Schwung ruinieren. Setze lieber auf Layering – atmungsaktive, leichte Kleidung, die flexibel bleibt.
Köpfchen statt Kraft
Herbstgolf zwingt zur Anpassung. Die Bälle rollen weniger, die Luft ist dichter, das Gras höher. Platzwarte erhöhen die Schnitthöhe der Fairways, um den Pflanzen mehr Blattfläche zur Energiegewinnung zu lassen. Das hat Folgen: Weniger Roll, mehr Widerstand, und ein Schläger, den man sonst nur an windigen Tagen zückt, wird plötzlich zum Standard. Zudem verändert der Morgentau das Spiel drastisch: Zwischen Ball und Schläger entsteht ein feiner Wasserfilm, der den Spin und die Richtung beeinflussen kann. Das bedeutet: Weniger Backspin, mehr Unberechenbarkeit – und eine Herausforderung für jedes kurze Spiel. Wer hier glänzen will, braucht Gefühl, nicht Kraft.
Pflege vor Schönheit
Gras wächst bei kühleren Temperaturen langsamer und regeneriert schlechter. Deshalb finden sich im herbst vermehrt Absperrungen, Wegeführungen oder sogar geschlossene Flächen. Nicht aufregen: Das ist keine Willkür, sondern aktive Platzpflege, die dem Frühling zugutekommt.
Leerer und erst noch günstiger
Viele lassen im Herbst den Driver im Keller – gut für dich. Weniger Betrieb heisst: mehr Flexibilität, bessere Tee Times, weniger Stress. Und oft auch günstigere Greenfees, Pakete mit Cart oder Rabatte für spontane Spieler. Check die Angebote deines Clubs oder schnapp dir ein Wochenende-Deal anderswo.