Seit 25 Jahren sorgt die ASGI – der Verband der unabhängigen Golfer – dafür, dass auch Golfspielende, die nicht Mitglied in einem Club sind, ihren Sport ausüben können. Generalsekretär Pascal Germanier blickt im Interview zurück und in die Zukunft.
INTERVIEW: THOMAS BOROWSKI | FOTOS: ASGI, Swiss-Ski
Pascal Germanier, kannst du dich noch erinnern, was 1998 für eine Stimmung in der Schweizer Golfszene herrschte?
Natürlich, den Clubs ging es schon damals gut. Die Mitgliederbestände waren gesättigt und falls nicht, bediente man sich von den immer länger werdenden Wartelisten. Das Interesse an unserer Gründung hielt sich deshalb zumindest aus Sicht der Golfclubs in Grenzen. Der Dachverband, damals noch die ASG, setzte eine eigene Kontrolle unseres Vorstandes voraus. Bedenken waren deshalb kein Thema, zumal man das Potenzial noch nicht richtig einschätzen konnte.
Was war eigentlich die ursprüngliche Idee, die zur Gründung der ASGI führte?
Ab 1994 war ich persönlich in einem Driving-Range-Projekt inklusive 9-Loch-Pitch&Putt-Anlage involviert. Die Kunden – mehrheitlich neue Golfer – mussten für eine offizielle Anerkennung jeweils im Ausland eine Lizenz erwerben. Da wurde mir sehr schnell klar, dass wir in der Schweiz eine Alternative brauchten. Das Projekt wurde schliesslich 1996 ins Leben gerufen und von Yves Hofstetter, einem Vorstandsmitglied der ASG, unterstützt.
Und, was waren die schlimmsten oder die schönsten Reaktionen auf die Gründung der ASGI?
Es gab durchaus ängstliche Reaktionen von Clubs, welche eine Abwanderung ihrer Mitglieder befürchteten. Auch wurden wir immer wieder mit Neid konfrontiert. Aber glücklicherweise gab es auch viele Clubs, die in unserem Konzept von Anfang an eine Möglichkeit für zukünftige Clubmitglieder gesehen haben. Mit ihnen pflegen wir noch heute exzellente Beziehungen und eine enge Freundschaft.
Wie waren die Reaktionen aus dem nahen Ausland auf die ASGI? Ist sie heute überall akzeptiert?
Im Ausland wurde unsere Mitgliedschaft ohne Probleme und oft mit weniger Schwierigkeiten als in den Schweizer Clubs akzeptiert. Es gab einige Anfragen für Partnerschaften mit Regionen oder Clubs, welche das Potenzial des Schweizer Golfmarktes schon sehr früh erkannt haben.
Als die Migros 2008 mit der Migros GolfCard auf den Markt kam, erhielt die ASGI-Mitgliedschaft neue Konkurrenz – wie ist das Verhältnis heute?
Ganz ehrlich: Der Beginn dieses «Wettbewerbs» kann durchaus als aggressiv bezeichnet werden. Danach entwickelte sich eine Beziehung mit Höhen und Tiefen. Dank der von Reto Bieler initiierten Restrukturierung 2018 pflegen wir heute einen gesunden Dialog mit der Migros GolfCard.
Welche konkreten Vorteile bietet eine ASGI-Mitgliedschaft heute – und gibt es auch Nachteile?
Die Vorteile einer ASGI-Mitgliedschaft sind zahlreich und vielfältig. In erster Linie bieten wir einen Golfeinstieg ohne abschreckende finanzielle Hürden. Unsere Mitglieder können in ihrem eigenen Rhythmus spielen und sich weiterentwickeln und dabei die Kosten stets im Auge behalten. Zudem offerieren wir ein breites Angebot an Aktivitäten.
Nachteile? Da gibt es sicherlich auch bei uns ein Paar… Speziell für die Mitglieder, die oft spielen. Die verlassen uns dann und treten einem Club bei.
ASGI-Generalsekretär Pascal Germanier: «Am Anfang war die Skepsis uns gegenüber spürbar.»
2018 erlebte die Schweizer Golfszene die grössten Differenzen zwischen ASG, ASGI und Migros. Was haben die beiden Public-Golf-Organisationen zur Beruhigung beigetragen und wie sieht die Situation heute aus?
Wir suchten schon früh nach Lösungen. Am liebsten war uns dabei eine gemeinsame Lösung mit dem Dachverband. Umso erleichterter waren wir, als Reto Bieler mit den nun aktiven Lösungsvorschlägen auf uns zukam. Die Situation hat sich nicht nur beruhigt, sondern auch gefestigt. Durch die engere Zusammenarbeit bewältigte der Schweizer Golfsport die Corona-Krise in nachahmenswerter Art und Weise und steht rund fünf Jahre nach dem Umbruch auf sehr gesunden Beinen.
Das müsste sich ja auch auf die Mitgliederzahlen der ASGI auswirken, oder nicht?
Natürlich. Die Entwicklung 1998 bis 2002 war rasant. Danach war das Wachstum stetig und konstant. Das Ziel für die Zukunft ist es, dieses Niveau zu halten und es weiter auszubauen, indem wir neue Golfer aus anderen oder ergänzenden Sport- oder Kulturbereichen gewinnen. Daher auch unsere Botschafter (siehe nächste Doppelseite) aus anderen Sportarten als Golf.
Welche Vorteile geniessen ASGI-Mitglieder heute?
Zum einen natürlich die vorteilhaften Greenfee-Preise für unsere Mitglieder in unseren Partnerclubs. Dann die Probemitgliedschaften in über 54 Clubs. Zudem profitieren Mitglieder auch bei unseren Partnern, Sponsoren und den vielen Kooperationen. So veranstalten wir bis zu 130 Events pro Jahr!
Und wie wird das ASGI-Jubiläumsjahr 2023 gefeiert?
Wir haben drei Jubiläumsturniere geplant – Sempach, Leuk und Les Bois. Zudem gibt es eine exklusive Tombola mit tollen Preisen von unseren Partnern und Sponsoren – für Mitglieder und ASGI-Friends only.
ASGI-Botschafter 2023
Für das Jubiläumsjahr 2023 hat die ASGI ihre Gruppe von Ambassadoren erweitert. Nicht weniger als 17 Schweizer Athleten, die ihre Disziplinen überall auf der Welt betreiben, werden die Farben und die Werte der ASGI vertreten.
Mit von der Partie sind Vanessa Knecht, Elena Colombo, Tiffany Arafi und Sara Kouskova. Das sind Proetten, die 2023 auf der Ladies European Tour (LET) spielen werden. Auch Charlotte Alran gehört zu den neuen Ambassadoren. Sie wird die Farben des Teams ASGI bei der Ladies European Tour Access Series (LETAS) tragen.
Im Weiteren unterstützt die ASGI Sportler aus dem Skisport: die brillanten Techniker Daniel Yule und Ramon Zenhäusern sowie Camille Rast, Jessica Keiser, Charlotte Lingg und Luca Aerni als weitere alpine Rennfahrer:innen. Loris Rouiller ist der Vertreter im Radrennsport, Lucas Malcotti bei den Fechtern. Und nicht zuletzt ist die ASGI stolz auf ihre Ambassadoren aus dem Golfsport, Kim und Morgane Métraux, Clara Pietri und Luca Galliano.