Der Gipfel der Gefühle

Der Engländer Matt Wallace behielt im Play-off die Nerven und sicherte sich den Titel beim Omega European Masters in Crans-Montana. Grund zu jubeln hatte mit Cédric Gugler aber auch ein Schweizer.

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Als ob das Wetter nicht schon für genügend Spannung gesorgt hätte – mal präsentierte es sich nasskalt, mal frühherbstlich schön, mal böig wie sonst nie in Crans-Montana und dann wieder windstill, aber neblig –, wurde an der Spitze des Leaderboards auch noch ein unerbittliches Duell ausgetragen. Bis zuletzt hätte der Sieger des grössten und international renommiertesten Golfturniers auf Schweizer Boden auch Alfredo Garcia-Heredia lauten können. Mit –18 lag der Spanier nach 72 Löchern beim Omega European Masters schlaggleich in Führung mit Matt Wallace, der das Teilnehmerfeld in den ersten Runden angeführt hatte.

Die Entscheidung fiel am ersten Zusatzloch im Stechen: Während Garcia-Heredia ein Bogey verzeichnete, behielt der Engländer die Nerven und sicherte sich mit einem Par auf dem 18. Loch den Sieg – seinen ersten seit mehr als sechs Jahren und den fünften in seiner Karriere. «Das war ein harter Tag», gab der 34-Jährige in der anschliessenden Pressekonferenz an. Er habe einiges vermasselt, sei aber drangeblieben und habe trotzdem immer weiter gepusht. So sei er, so sei Golf. «Für mich ist das Matt Wallace Golf», sagte er.

Dass die Stimmung im bis zu 15 000 Zuschauer starken Publikum fast überkochte, lag aber nicht nur am Einsatz der beiden Play-off-Gegner. Mit Cédric Gugler spielte sich ein Schweizer überraschend auf den geteilten vierten Rang. Bereits am ersten Tag hatte der Basler, der nach drei Siegen auf der Pro Golf Tour 2024 direkt auf die Challenge Tour aufgestiegen war, mit einer 65er-Runde die Top Ten aufgemischt. Mit einer 69 am zweiten Tag und einer 71 am dritten behielt er die gute Position, um dann am Sonntag noch einmal mit einem Eagle, zwei Birdies und einer 67er-Runde aufzutrumpfen. Wenn Gugler spielte, war der Stand von Swiss Golf jeweils leer, da keine der Vertreter die Chance verpassen wollten, «ihren» Spieler live in Aktion zu erleben. Am Schluss fehlten dem 24-Jährigen nur zwei Schläge auf den drittplatzierten Andrew «Beef» Johnston und drei Schläge auf den Sieger – ein brillantes Ergebnis.

Cédric Gugler ist nach Julien Clément und Paolo Quirici erst der dritte Schweizer, der sich in Crans-Montana in den Top 5 klassierte. Sein Ergebnis bescherte ihm mit rund 135 000 Euro zudem das höchste Preisgeld seiner Karriere. «Ich habe noch nicht richtig kapiert, was ich erreicht habe», sagte er nach seiner vierten Runde. Im Hinblick auf die nächsten Turniere (der vierte Platz ermöglichte ihm Zugang zum nächsten Event im Kalender der DP World Tour) meinte er: «Ich sehe, dass ich fähig bin, mit sehr guten Spielern mitzuhalten und mit dem Druck gut umzugehen. Heute habe ich es geschafft, im Moment zu bleiben und meine Atemübungen zu machen. Das hat mir geholfen, ruhig zu bleiben und den Tag zu geniessen. Insgesamt gibt mir all das enorm viel Selbstvertrauen. Ich bin auf dem richtigen Weg.»

Hinter Gugler schafften drei weitere Schweizer Spieler den Cut und trugen zu einer traumhaften Woche für den Schweizer Golfsport bei. Der Zürcher Profi Ronan Kleu beendete das Turnier auf Rang 47, gefolgt vom Zürcher Nicola Gerhardsen als bester Amateur der Woche auf Rang 59 und dem Oberwalliser Amateur Max Schliesing auf Rang 67.

Rundum zufrieden gab sich auch Turnierdirektor Yves Mittaz. Trotz der Wetterkapriolen sei es den Golfern gelungen, ein aussergewöhnliches Spielniveau aufrechtzuerhalten, was diese Ausgabe zu etwas Besonderem machte. Hinsichtlich der Verbesserungen, die an dem Golfplatz von Crans-Montana seit 12 Jahren stetig vorgenommen werden, um den Erwartungen der Topspieler gerecht zu werden, sagte er: «Ich glaube, dass wir in Bezug auf die Infrastruktur und den Platz ein neues Niveau erreicht haben.»

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