Gesegneter Asket

«Grüezi Schweiz», lacht Bernhard Langer (63). Er freut sich, wieder mal Deutsch zu sprechen. Der Masters-Sieger spielt noch immer auf Topniveau und wird als «altersloses Phänomen» bezeichnet. «Stimmt nicht», entgegnet der gläubige Christ. «Aber ich bin mit guten Genen gesegnet.» 

Wo in den USA erreichen wir Sie gerade?

In Madison (Wisconsin), wo wir diese Woche ein Turnier der Champions Tour spielen. Davor waren wir in Des Moines (Iowa) und Tulsa (Oklahoma). Sie sehen: Wir spüren hier nicht mehr viel vom Corona­virus, es geht schon beinahe wieder normal zu. Wir spielen alle Turniere, die vor­gesehen waren – auch wieder mit Zu­schauern.

Und wie erlebten Sie persönlich die heftigste Phase der Pan­demie?

Am Anfang war es schwierig, das muss ich schon sagen. Unge­wohnt. Und, vor allen Dingen: Mehrere Monate pausiert hatte ich in meinem Leben noch nie (lacht). Das Verrück­teste war: Ich lebe in Süd­florida, in der Gegend von West Palm Beach in einem Haus auf dem Golf­platz. Aber ich konnte den­noch keine Bälle schlagen, durfte nicht einmal trainieren. Und auch das Gym war geschlossen.

Wie verbrachten Sie diese Zeit?

Die ersten paar Wochen waren schön, da genoss ich es noch, zu Hause zu sein, mit der Familie. Aber nach fünf, sechs Wochen war es dann doch sehr unge­wohnt, und mit der Zeit wurde es immer härter. Aber wir waren in der glück­lichen Lage, dass wir vergleichsweise früh wieder Turniere spielen konnten, und jetzt läuft es seit vielen Mona­ten normal. Da geht’s an vielen Orten ganz anders zu. Zum Bei­spiel auf der Senioren­tour in Europa: Dort wurde letztes Jahr gar nicht gespielt und dieses Jahr bisher auch noch nicht. Wir können also sehr zufrieden sein.

Sie wuchsen in der Nähe von Augsburg als Sohn eines Maurers in Bayern auf und ent­schlossen sich schon mit 15 Jahren, Golf­lehrer zu werden. Damals wusste in Deutsch­land oder der Schweiz kaum einer, dass es das gibt. Fasziniert Sie der Golf­sport noch immer?

Ja, ich liebe den Golf­sport. In der freien Natur auf super Golf­plätzen mit – oder gegen – die Besten zu spielen, jede Woche an einem anderen Ort, das sind schon wunder­schöne Reize. Und ja: Ich bin relativ gut, und es macht Spass, wenn man meistens um den Sieg mitspielt und erfolg­reich ist. Der Golf­sport ist in vieler Weise einzigartig. Dass wir selbst in unserem Alter, mit über 50 oder – wie in meinem Fall – über 60 noch immer besser werden und bei den Jungen noch sehr gut mit­halten können, ist schon sehr speziell.

Wie hat sich Golf in all den Jahrzehnten, in denen Sie dabei sind, verändert?

Der Sport selber hat sich wenig verändert. Was sich in diesen 50 Jahren aber extrem verändert hat, ist die welt­weite Popu­larität. Früher war Golf vor allem in Gross­britannien beliebt – Schott­land, Irland, England –, dazu in Amerika und teil­weise in Japan. In vielen Ländern und Erd­teilen kannte man die Sport­art kaum. Inzwi­schen wird Golf überall gespielt. Und die Pan­demie hat dazu beigetragen, dass Golf 25 bis 30 Prozent Zu­wachs bekommen hat, zumindest hier in Amerika. In den USA wird wesentlich mehr Golf gespielt als in den zehn Jahren zuvor.

Gerade in Mittel­europa hat Golf einen grossen Popularitätsschub erlebt.

Das ist richtig. Inzwischen gibt es auch dort viele öffentliche Anlagen, nicht nur private. Damit hat auch die Masse Zugang zur Sportart, jeder kann mal schnuppern. Und es gibt inzwischen auch viele Sportarten, die teurer sind als Golf.

Selber haben Sie inzwischen schon über 900 grosse Turniere gespielt und reisen noch immer der Golf­tour nach. Wird Ihnen dieses Leben nie zuviel?

Ich habe mich wohl einfach daran gewöhnt (lacht). Und ich teile mir mein Programm so ein, dass ich immer wieder daheim sein kann bei meiner Familie und genügend Zeit habe, um meinen Körper zu rege­nerieren.

Die «Süddeutsche Zeitung» bezeichnete Sie einmal als «altersloses Phänomen». Stimmt das?

Nein, leider nicht. Das wird zwar geschrieben, aber ich habe auch meine Weh­wehchen und Abnutzungs­erscheinungen. Es tun schon mehr Körper­teile weh als früher. Aber ich wurde sicher mit guten Genen geseg­net. Meine Mutter ist 97 und lebt noch, mein Vater wurde 86 Jahre alt.

Sie sind mit 63 immer noch das Mass der Dinge auf der ameri­kanischen Champions Tour der über 50-Jährigen und haben 2020 am Masters in Augusta als ältester Spieler der Geschichte den Cut geschafft. Für eine solche Karriere reichen gute Gene allein kaum. Unter­werfen Sie sich immer noch einem harten Trainings­regime?

Ein gewisses Talent gehört schon dazu – aber auch viel harte Arbeit. Ich trainiere noch immer viel, nicht nur an den Schlägen: Ich mache Fitness, Yoga, ­Stretching, gehe joggen. Man muss einfach versuchen, gesund zu bleiben. Wenn der Rücken, die Schulter, das Knie, das Handgelenk oder sonst was schmerzt und man sich nicht bewegen kann, wie man will, kann man auch seine Leistung nicht abrufen.

Trotzdem sind Sie eine Ausnahme­erschei­nung: Auf der Champions Tour haben Sie schon 41 Turniere, darunter elf Majors, und zehnmal die Gesamt­wertung gewonnen. Und auch in der aktuellen sind Sie ganz vorne dabei.

Man muss den Willen haben, weiterhin an sich zu arbeiten – und viele wollen oder können das nicht mehr. Ich sehe zahlreiche Kollegen, die operiert werden mussten. Auch Menschen, die nicht Golf spielen, haben oft Rücken­beschwerden, brauchen eine neue Hüfte, ein neues Knie, eine neue Schulter oder sonst etwas. Und bei uns ist die Abnut­zung extrem, weil wir millionen­fach die gleichen Bewegungen gemacht haben. Beim Golf­schwung kommt schon Druck auf die Gelenke, das ist klar.

Ihre schlimmste Ver­letzung hatten Sie aber ganz zu Beginn Ihrer Karriere.

Sie sprechen meine Rücken­verletzung an, die ich mir in meinem 19. Lebensjahr in der Bundes­wehr zugezogen habe. (Er musste sich damals unzählige Male mit einem 13 Kilo­gramm schweren Ruck­sack und Gewehr flach auf den Boden werfen.) Die Folge waren ein Stress­bruch und ein Band­scheiben­vorfall. Damals befürch­tete ich, nie mehr Golf spielen zu können.

Und wie lange wollen Sie Ihr Wettkampfleben noch weiterführen?

Ich sage immer, dass drei Dinge wichtig sind: Erstens muss ich gesund sein, zweitens muss Golf mir Spass machen und drittens muss ich Erfolg haben. Wenn ich gesund bin, kann ich so spielen, wie ich will, dann müssten auch die Erfolge da sein, und alles macht mehr Spass. Wenn ich nicht gesund bin, geht das Ganze nicht mehr auf.

Das tönt ein wenig wie bei Roger Federer. Sehen Sie Parallelen zwischen ihm und dem Tennissport und Ihnen als Golfer?

Roger ist ein Ausnahme­sportler, das ist ganz klar. Und er muss den Sport ebenfalls sehr lieben. Was er geleistet hat, ist unglaublich, und auch, was er immer noch leistet. Es gibt wenige, die mit Ende 30 im Tennis noch so erfolgreich sind. Aber es gibt immer wieder Aus­nahmen, in jeder Sport­art. Er ist ein Riesen­vorbild für Millionen, die Tennis spielen. Aber auch für mich und viele andere Sportler.

Tennisspieler haben allerdings viel kürzere Karrieren als Golfer.

Schon. Aber ich denke, er kann sicher noch einige Jahre mit­halten, wenn sein Körper es aushält. Die Technik hat er, mental ist er gut drauf. Vielleicht ist er in zwei, drei Jahren nicht mehr so dominierend, aber immer noch einer der Besten. Und die Leute mögen ihn, sie wollen ihn sehen. Sie geniessen es, wie elegant er Tennis spielt, wie schlau er ist, wie gut er ist. Und dass er immer noch links und rechts 20-Jährige wegputzt.

Bei Ihnen ist es ähnlich: Sie messen sich auch mit viel jüngeren Gegnern, die den Ball teilweise 60 Meter weiter schlagen als Sie. Wie begegnen Sie dieser Heraus­forderung?

Herausforderung ist genau das richtige Wort. Wenn ich gegen Leute wie Bryson DeChambeau oder Rory McIlroy spiele, die den Ball 40 bis 60 Meter an mir vorbei­schlagen, habe ich erst einmal einen riesigen Nach­teil. Aber Golf ist nicht nur Länge. Es geht auch um Präzision, Technik und Taktik. Wie gehst du einen Golf­platz an? Auch die mentale Ein­stellung ist wichtig.

Sie spielen ja teil­weise immer noch bessere Runden als die grössten Long­hitter, beispiels­weise am Masters 2020, als sie Ihren Mit­spieler DeChambeau in der vierten Runde um zwei Schläge distan­zierten.

Ich versuche gewisse Nach­teile wettzu­machen, indem ich eben präziser bin, besser denken kann oder mehr Erfah­rung habe. Natürlich gibt es Golf­plätze, auf denen ich weniger Chancen habe als Spieler, die entschei­dend länger sind. Aber es gibt auch andere Plätze, auf denen Präzision wich­tiger ist als Länge, und da habe ich dann wieder bessere Chancen. Aber, wie Sie sagen: Es ist schon eine Heraus­forderung. Es macht Spass, den Jungen zuzu­schauen – aber es macht auch Spass, wenn man in meinem Alter noch erfolg­reich dagegen halten kann.

Eben wurde Phil Mickelson (ab Seite 18) mit fast 51 Jahren an der PGA Championship der älteste Majorsieger der Geschichte.

Tom Watson hat mit 59 noch fast das British Open gewonnen. Hätte er nicht zuletzt trotz zwei tollen Schlägen noch einen Bogey kassiert, hätte es gereicht. Der Golfsport lässt es zu, in einem höheren Alter immer noch grosse Leis­tungen zu bringen. Das sieht man auf unserer Champions Tour in den USA – für mich die beste Tour der Welt. Wir haben Teil­nehmer­felder mit 80 Spielern, die aus der ganzen Welt kommen, tolle Karrieren hinter sich haben, zur Hall of Fame des Golfs gehören oder Majors gewonnen haben. Wir kennen uns seit 30, 40 Jahren. Das macht richtig Spass.

Viele Beobachter beklagen indes die Entwick­lung hin zum Power­golf. Sollte man die Weiten­jäger technisch eindämmen, damit Golf­plätze nicht ver­längert werden müssen oder von einigen über­powert werden?

Über dieses Thema wird seit 20 oder 30 Jahren disku­tiert, und es gibt Gründe dafür und dagegen. Zum einen macht es ja auch einen Riesen­spass, Leute zu sehen, die den Ball so weit schlagen, egal ob Profis oder Amateure. Das gehört zur Faszi­nation dieses Sports. Zum anderen ist es schon so, dass manche Golf­plätze zu kurz sind, um grössere Turniere zu veran­stalten.

Die immer längeren Drives stellen auch die Golf­platz­architekten, zu denen Sie ja auch gehören, vor ständig neue Probleme.

Stimmt, denn neue Golfplätze müssen länger gebaut werden. Das heisst, wir brauchen mehr Land, wir brauchen ein wenig mehr Wasser. Und wenn man einen Golf­platz baut, der nicht 6000, sondern 7000 Meter lang ist, kostet er auch mehr. Aber für die Regeln bin ich ja nicht zuständig, die werden von der R&A und der USGA gemacht. Die sagen, was läuft. Es wird viel diskutiert, ob man den Golf­ball oder die Schläger ver­ändert oder ob man alles so belässt, wie es ist.

Sie spielten früher regelmässig in Crans Montana. Welchen Bezug haben Sie heute noch zur Schweiz?

Ich bin immer gerne in die Schweiz gefahren. Ich liebe die Alpen und auch, Deutsch zu sprechen. Diese ­­ hat man auf der Tour selten. Ich erinnere mich gerne an die Turniere in Crans Montana, auch in der Lenzer­heide und in Bad Ragaz habe ich schon gespielt. Ich liebe diese Region, bin ja selber im Vor­alpen­gebiet aufge­wachsen und finde es eine der schönsten Gegenden der Welt.

Sind Sie noch oft in Europa?

Ich komme ein-, zweimal pro Jahr für ein, zwei Wochen nach Deutschland, um meine Familie oder Freunde zu besuchen, vielleicht das eine oder ­andere Golfturnier zu bestreiten und ab und zu auch mal ein paar Tage Ski zu fahren.

In Europa wird Nachhaltigkeit in fast allen Bereichen des Lebens gross geschrieben. Fahren Sie schon ein Elektroauto?

Im Moment noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Mein Partner Mercedes-Benz macht ja da auch Riesen­fortschritte. Vergangenen Dezember war ich in Deutsch­land und bin schon mal einen Stromer gefahren. Das war richtig toll, wie der abging und wie leise der war. Die Fort­schritte der Auto­industrie sind beein­druckend. Da wird noch vieles auf uns zukommen, das uns begeistern wird.

Sie haben das Image eines Asketen, der keinen ­Alkohol trinkt und sehr gläubig ist. Stimmt dieses Bild? Haben Sie keine Schwächen?

Ich bin auf jeden Fall ein gläubiger Mensch, glaube an Gott. Alkohol trinke ich sehr wenig, ab und zu mal ein Glas Wein oder ein Radler. Ich trinke haupt­­säch­lich Wasser und lebe relativ gesund. Meine grös­ste Schwäche ist Zucker, ich liebe Süssig­keiten. Mozart-Kugeln oder Mon Chéri.

Zwischen diesen Bildern liegen 40 Jahre: ­Bernhard Langer am 5. April 2021 auf einer Trainingsrunde beim Masters (links) und im Sommer 1981 beim Open im Royal St. Georges Golf Club in Sandwich (UK).

Ihre schlimmste Ver­letzung hatten Sie aber ganz zu Beginn Ihrer Karriere.

Sie sprechen meine Rücken­verletzung an, die ich mir in meinem 19. Lebensjahr in der Bundes­wehr zugezogen habe. (Er musste sich damals unzählige Male mit einem 13 Kilo­gramm schweren Ruck­sack und Gewehr flach auf den Boden werfen.) Die Folge waren ein Stress­bruch und ein Band­scheiben­vorfall. Damals befürch­tete ich, nie mehr Golf spielen zu können.

Und wie lange wollen Sie Ihr Wettkampfleben noch weiterführen?

Ich sage immer, dass drei Dinge wichtig sind: Erstens muss ich gesund sein, zweitens muss Golf mir Spass machen und drittens muss ich Erfolg haben. Wenn ich gesund bin, kann ich so spielen, wie ich will, dann müssten auch die Erfolge da sein, und alles macht mehr Spass. Wenn ich nicht gesund bin, geht das Ganze nicht mehr auf.

Das tönt ein wenig wie bei Roger Federer. Sehen Sie Parallelen zwischen ihm und dem Tennissport und Ihnen als Golfer?

Roger ist ein Ausnahme­sportler, das ist ganz klar. Und er muss den Sport ebenfalls sehr lieben. Was er geleistet hat, ist unglaublich, und auch, was er immer noch leistet. Es gibt wenige, die mit Ende 30 im Tennis noch so erfolgreich sind. Aber es gibt immer wieder Aus­nahmen, in jeder Sport­art. Er ist ein Riesen­vorbild für Millionen, die Tennis spielen. Aber auch für mich und viele andere Sportler.

Tennisspieler haben allerdings viel kürzere Karrieren als Golfer.

Schon. Aber ich denke, er kann sicher noch einige Jahre mit­halten, wenn sein Körper es aushält. Die Technik hat er, mental ist er gut drauf. Vielleicht ist er in zwei, drei Jahren nicht mehr so dominierend, aber immer noch einer der Besten. Und die Leute mögen ihn, sie wollen ihn sehen. Sie geniessen es, wie elegant er Tennis spielt, wie schlau er ist, wie gut er ist. Und dass er immer noch links und rechts 20-Jährige wegputzt.

Bei Ihnen ist es ähnlich: Sie messen sich auch mit viel jüngeren Gegnern, die den Ball teilweise 60 Meter weiter schlagen als Sie. Wie begegnen Sie dieser Heraus­forderung?

Herausforderung ist genau das richtige Wort. Wenn ich gegen Leute wie Bryson DeChambeau oder Rory McIlroy spiele, die den Ball 40 bis 60 Meter an mir vorbei­schlagen, habe ich erst einmal einen riesigen Nach­teil. Aber Golf ist nicht nur Länge. Es geht auch um Präzision, Technik und Taktik. Wie gehst du einen Golf­platz an? Auch die mentale Ein­stellung ist wichtig.

Sie spielen ja teil­weise immer noch bessere Runden als die grössten Long­hitter, beispiels­weise am Masters 2020, als sie Ihren Mit­spieler DeChambeau in der vierten Runde um zwei Schläge distan­zierten.

Ich versuche gewisse Nach­teile wettzu­machen, indem ich eben präziser bin, besser denken kann oder mehr Erfah­rung habe. Natürlich gibt es Golf­plätze, auf denen ich weniger Chancen habe als Spieler, die entschei­dend länger sind. Aber es gibt auch andere Plätze, auf denen Präzision wich­tiger ist als Länge, und da habe ich dann wieder bessere Chancen. Aber, wie Sie sagen: Es ist schon eine Heraus­forderung. Es macht Spass, den Jungen zuzu­schauen – aber es macht auch Spass, wenn man in meinem Alter noch erfolg­reich dagegen halten kann.

Eben wurde Phil Mickelson (ab Seite 18) mit fast 51 Jahren an der PGA Championship der älteste Majorsieger der Geschichte.

Tom Watson hat mit 59 noch fast das British Open gewonnen. Hätte er nicht zuletzt trotz zwei tollen Schlägen noch einen Bogey kassiert, hätte es gereicht. Der Golfsport lässt es zu, in einem höheren Alter immer noch grosse Leis­tungen zu bringen. Das sieht man auf unserer Champions Tour in den USA – für mich die beste Tour der Welt. Wir haben Teil­nehmer­felder mit 80 Spielern, die aus der ganzen Welt kommen, tolle Karrieren hinter sich haben, zur Hall of Fame des Golfs gehören oder Majors gewonnen haben. Wir kennen uns seit 30, 40 Jahren. Das macht richtig Spass.

Viele Beobachter beklagen indes die Entwick­lung hin zum Power­golf. Sollte man die Weiten­jäger technisch eindämmen, damit Golf­plätze nicht ver­längert werden müssen oder von einigen über­powert werden?

Über dieses Thema wird seit 20 oder 30 Jahren disku­tiert, und es gibt Gründe dafür und dagegen. Zum einen macht es ja auch einen Riesen­spass, Leute zu sehen, die den Ball so weit schlagen, egal ob Profis oder Amateure. Das gehört zur Faszi­nation dieses Sports. Zum anderen ist es schon so, dass manche Golf­plätze zu kurz sind, um grössere Turniere zu veran­stalten.

Die immer längeren Drives stellen auch die Golf­platz­architekten, zu denen Sie ja auch gehören, vor ständig neue Probleme.

Stimmt, denn neue Golfplätze müssen länger gebaut werden. Das heisst, wir brauchen mehr Land, wir brauchen ein wenig mehr Wasser. Und wenn man einen Golf­platz baut, der nicht 6000, sondern 7000 Meter lang ist, kostet er auch mehr. Aber für die Regeln bin ich ja nicht zuständig, die werden von der R&A und der USGA gemacht. Die sagen, was läuft. Es wird viel diskutiert, ob man den Golf­ball oder die Schläger ver­ändert oder ob man alles so belässt, wie es ist.

Sie spielten früher regelmässig in Crans Montana. Welchen Bezug haben Sie heute noch zur Schweiz?

Ich bin immer gerne in die Schweiz gefahren. Ich liebe die Alpen und auch, Deutsch zu sprechen. Diese ­­ hat man auf der Tour selten. Ich erinnere mich gerne an die Turniere in Crans Montana, auch in der Lenzer­heide und in Bad Ragaz habe ich schon gespielt. Ich liebe diese Region, bin ja selber im Vor­alpen­gebiet aufge­wachsen und finde es eine der schönsten Gegenden der Welt.

Sind Sie noch oft in Europa?

Ich komme ein-, zweimal pro Jahr für ein, zwei Wochen nach Deutschland, um meine Familie oder Freunde zu besuchen, vielleicht das eine oder ­andere Golfturnier zu bestreiten und ab und zu auch mal ein paar Tage Ski zu fahren.

In Europa wird Nachhaltigkeit in fast allen Bereichen des Lebens gross geschrieben. Fahren Sie schon ein Elektroauto?

Im Moment noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Mein Partner Mercedes-Benz macht ja da auch Riesen­fortschritte. Vergangenen Dezember war ich in Deutsch­land und bin schon mal einen Stromer gefahren. Das war richtig toll, wie der abging und wie leise der war. Die Fort­schritte der Auto­industrie sind beein­druckend. Da wird noch vieles auf uns zukommen, das uns begeistern wird.

Sie haben das Image eines Asketen, der keinen ­Alkohol trinkt und sehr gläubig ist. Stimmt dieses Bild? Haben Sie keine Schwächen?

Ich bin auf jeden Fall ein gläubiger Mensch, glaube an Gott. Alkohol trinke ich sehr wenig, ab und zu mal ein Glas Wein oder ein Radler. Ich trinke haupt­­säch­lich Wasser und lebe relativ gesund. Meine grös­ste Schwäche ist Zucker, ich liebe Süssig­keiten. Mozart-Kugeln oder Mon Chéri.

Text: René Stauffer | Bilder: Getty Images

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