Fit für Golf?

Körperliche Beschwerden beim Golfen müssen nicht sein. Um Verletzungen vorzubeugen, kann ein Fitness-Screening an der Schulthess Klinik in Zürich helfen. Sollte trotzdem eine Operation nötig sein, vermittelt Chefarzt Stefan Preiss viel Zuversicht für das Golfspiel danach.

TEXT / FOTOS: THOMAS BOROWSKI

Das Knie zwickt und nach jeder Golfrunde hält der Schmerz einige Tage an. Was tun? Vielleicht den Schwung umstellen? Oder mit Salben nachhelfen? Wer Antworten sucht, wird zum Beispiel bei Gabi Tobler fündig. Die diplomierte Sporttherapeutin und erfahrene Golferin leitet das Albatros-Trainingszentrum in Zürich. Dieses auf Golfspielende spezialisierte Medical Center ist der Schulthess Klinik angegliedert und hilft, den Schmerzen mittels eines sogenannten Screenings auf den Grund zu gehen sowie allfälligen Verletzungen vorzubeugen. «Wir beraten Golfende bei körperlichen Problemen, analysieren ihre Fitness und verhelfen mit spezifischen Trainingsübungen zu einem besseren Körpergefühl », erklärt Golfspezialistin Tobler.

Für das golfspezifische Fitness-Screening bringt man sowohl sein Golfer-Outfit als auch einen Schläger mit. Nach dem Umziehen in der Garderobe geht es in eine Art Turnhalle. Nebst Spiegeln und verschiedenen Zuggeräten zur Bewegungsanalyse und -optimierung gibt es hier unter anderem eine Abschlagmatte und ein Ballfangnetz. Als Erstes zeigt Gabi Tobler, wie man den Körper für die Golfrunde optimal aufwärmt. Schon während des Warm-ups kann sie mit ihrem geübten Auge feststellen, ob der Golfer oder die Golferin körperliche Defizite wie Verkürzungen oder Bewegungseinschränkungen hat.

Darauf folgt das eigentliche Fitness-Screening. Durch die Analyse der Beweglichkeit, Kraft und Stabilität mittels normierter Übungen lassen sich Schwachstellen erkennen, die sich auf das Golfspiel negativ auswirken können. Die Resultate überträgt Tobler in ein Protokoll, das im Anschluss an die Übungen ausgehändigt wird. In einem zweiten Schritt geht es dann auf die Abschlagmatte. Die Videoaufzeichnungen komplettieren die Analyse und verschaffen der Albatros-Leiterin genügend Eindrücke, um körperliche Schwachstellen beurteilen zu können.

«Aufgrund des Screenings stellen wir individuelle Trainingsprogramme zusammen, die man zu Hause, im Fitness oder auf dem Golfplatz durchführen kann. In der Regel führen die Erkenntnisse aus dem Screening bei Golferinnen und Golfern zu einem Aha-Erlebnis – und im besten Fall zur Vermeidung und Behebung von Schmerzen oder körperlichen Defiziten, die sich negativ auf das Golfspiel auswirken», fasst Gabi Tobler zusammen. Fazit des Selbstversuchs: eine Verkürzung der Oberschenkel- und der unteren Rückenmuskulatur, die zu den anfangs erwähnten Knieschmerzen führen. «Die konsequente Befolgung der vier empfohlenen Übungen sollte diese Defizite verbessern», stellt die Sporttherapeutin in Aussicht.

Nicht alle Schmerzen lassen sich mithilfe eines Trainingsprogramms lindern – insbesondere dann, wenn ihnen altersbedingte Abnützungserscheinungen zugrunde liegen. In diesem Fall wird man im Albatros Training Center an Dr. med. Stefan Preiss verwiesen, Chefarzt Kniechirurgie an der Schulthess Klinik. Wir haben den erfahrenen Chirurgen in seinem Sprechzimmer aufgesucht und ihn gefragt, wann ein Eingriff nötig ist und wie gut die Heilungschancen danach stehen.

Als Chefarzt Kniechirurgie und Golfer<br />
kennt sich Stefan Preiss bei golfspezifischen<br />
Verletzungen bestens aus.

Stefan Preiss, Sie behandeln viele Golfer. Spielen Sie selber auch?
Ich bin seit meiner Jugend im Golf Country Club Zumikon Mitglied, habe jedoch seit jeher viel zu wenig Zeit gehabt, um mich dem Golfsport zu widmen. Entsprechend liegt mein Handicap derzeit nur bei 26. Mein Job lässt mir zu wenig Zeit, um mich regelmässig mit dem Golfen zu beschäftigen. In den nächsten Jahren wird man mich jedoch mit Sicherheit vermehrt auf dem Golfplatz antreffen.

Ist Golf aus Ihrer Sicht ein gesunder Sport?
Golf wird weltweit als eine der gesündesten Sportarten überhaupt anerkannt. Die gesundheitlichen Vorteile des Golfsports sind den Risiken weit überlegen. Während einer entspannten Golfrunde wird der Herzmuskel trainiert und gestärkt, weil wir mehr Schritte auf 18 Loch absolvieren als die allgemein empfohlenen 10 000 am Tag. Golfen macht glücklicher und gesünder – gerne nenne ich im Anschluss noch die neun wichtigsten Gründe, warum man Golf spielen sollte.

Bei Profigolfern hört man oft von Verletzungen am Bewegungsapparat, im Kreuz, an der Hüfte, den Knien oder Händen. Wie kann man sich als Amateur vor solchen Verletzungen am besten schützen?
Das ist richtig, solche Verletzungen treten sowohl bei Profi- wie auch bei Hobbygolfenden auf. Die beste Prophylaxe gegen solche Verletzungen ist eine korrekte Schwungtechnik und ein regelmässiges golfspezifisches Fitnesstraining. Ungeachtet des Alters ist es wichtig – ob man nun Golf spielt oder nicht –, regelmässigen sportlichen Aktivitäten nachzugehen. Wer gesund und fit ist, hat mehr Freude am Leben und am Golfen.

Welche Körperteile werden beim Golf am meisten beansprucht und welche Verletzungen treten Ihrer Erfahrung nach am häufigsten auf?
Besonders das Kreuz, der sogenannte Low Back, wird im Golfschwung häufig strapaziert. Und zwar bei Profigolfenden mehr als bei Amateuren. Deswegen liegen Kreuzschmerzen an erster Stelle. Es ist wichtig, eine gute rumpfstabilisierende Muskulatur zu haben. Eine Optimierung der Schwungtechnik und ein regelmässiges Dehnungsprogramm reduzieren die Belastung der unteren Lendenwirbelsäule. Bei älteren Golferinnen und Golfern treten zudem zwangsläufig gewisse altersbedingte Abnutzungen am Bewegungsapparat auf.

Tritt eine Verletzung auf, hilft manchmal auch keine Sportsalbe mehr. Was raten Sie in einem solchen Fall?
Auf jeden Fall rechtzeitig einen Spezialisten aufzusuchen, um eine klare Diagnose zu stellen. Je früher korrekt behandelt wird, umso schneller ist man wieder gesund und dazu fähig, auf den Golfplatz zurückzukehren.

Im Alter sind Hüft- und Kniegelenke oft abgenutzt und viele humpeln lieber über den Golfplatz, als dass sie sich vom Arzt behandeln lassen. Nicht gerade ratsam, oder?
Es ist auf keinen Fall ratsam, mit Schmerzen über den Platz zu humpeln, aus Angst vor einer Behandlung oder auch vor einer Operation. Es ist wichtig, den Verlauf einer solchen Einschränkung in regelmässigen Abständen zu kontrollieren, um den richtigen Zeitpunkt für eine Operation nicht zu verpassen. Die Resultate nach künstlichen Hüft- oder Kniegelenken sind heutzutage so gut, dass es den Patienten nach erfolgreicher Operation wieder bedeutend mehr Spass macht, sich schmerzfrei auf dem Golfplatz bewegen zu können.

Knie- und Hüftgelenke werden durch den Einsatz von Gelenksprothesen schmerzfrei. Ist damit die Golfkarriere zu Ende?
Auf keinen Fall! Es macht viel mehr Spass, ohne Gelenkschmerzen eine Runde Golf zu spielen. Unsere eigenen Erfahrung am jährlichen Golfprothesenturnier zeigen, dass das Handicap gleich bleibt oder sogar besser werden kann.

Vom Doktor empfohlen

Dr. med. Stefan Preiss nennt neun wissenschaftlich belegte Gründe, die für Golf sprechen.

  1. 1. Golfende leben länger.
    2. Golf in freier Natur sorgt für einen gesunden Geist.
    3. Golfende haben ein kleineres Risiko für Herzerkrankungen.
    4. Golfende verbrauchen viele Kalorien.

    5. Golfende kräftigen ihren Körper.
    6. Golf fördert das Gleichgewicht.
    7. Golf ist meditativ.
    8. Golf verhindert oder verzögert Demenz.
    9. Golf ist sozial, familiär und individuell für Jung und Alt.

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