John Daly soll seine eigene TV-Serie erhalten. Stoff genug liefert die Lebensgeschichte des amerikanischen Golf-Paradiesvogels allemal.
TEXT: NINA TREML | FOTOS: GETTY IMAGES
Er trinkt, raucht, isst für sein Leben gerne Fast Food und verschleudert sein Vermögen beim Zocken. Ach ja, und nebenbei spielt er seit 37 Jahren Profigolf und hat in seiner Karriere zwei Major-Titel gewonnen. Das Leben von John Daly erscheint oft schräger als Fiktion. Kein Wunder, nimmt sich mit Village Roadshow Pictures eine renommierte Produktionsfirma der Geschichte an und arbeitet an einer TV-Serie über den amerikanischen Golfer. Wann diese erscheinen soll und ob die Veröffentlichung tatsächlich wie gemunkelt über Netflix erfolgt, ist offiziell noch nicht bekannt. Fest steht nur, dass mit «King of Queens»-Star Kevin James ein berühmter Schauspieler die Hauptrolle übernehmen wird. Und dass Daly mehr als genügend Stoff für unterhaltsames Fernsehen bietet. Hier sind zehn Gründe, weshalb John Daly seine eigene TV-Serie verdient:
1. John Daly ist erfrischend anders
Rauschebart, gegerbte Haut, Zigarette im Mundwinkel, Diät-Cola in der Hand, schrille Klamotten am fülligen Leib und ein oft flegelhaftes Benehmen – John Daly könnte sich nicht deutlicher abheben von den durchtrainierten, etikettenkonformen Profis, die das heutige Turniergeschehen dominieren. Den konservativen Gralshütern ist er damit ein Dorn im Auge, das Publikum liebt ihn dafür.
2. Er ist nicht nur verbal laut
Der Schatz an kuriosen John-Daly-Zitaten ist unermesslich. «Golf ist meine Leidenschaft, genau wie ein grossartiges Barbecue», lautet eines davon. «Ich denke, Nikotin und Koffein ergeben zusammen Protein» ein anderes. Nicht zu vergessen: «Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Fitnessstudio betreten habe – man darf dort nicht rauchen. Ich danke Gott, dass Miller Lite nicht so dick macht wie andere Biere. Aber wenn ich weniger davon trinken würde, sähe ich bestimmt magersüchtig aus.» Doch nicht nur verbal ist er laut: von Flaggenprints über Blumenmuster und grellfarbige Punkte bis hin zu karierten Streifen – je ausgefallener die Hose, desto besser. Der 2009 abgeschlossene Endorsement-Deal mit der schrillen Sportbekleidungsmarke Loudmouth passt daher wie die Faust aufs Auge. Man darf gespannt sein, welche seiner modischen Verbrechen es in die Serie schaffen.
3. Happy Gilmore lässt grüssen
Mit seinem äusserst eigenwilligen, ausladenden Schwung und seiner gewaltigen Schlagweite erinnert John Daly ein wenig an die Filmfigur Happy Gilmore. Gemäss offiziellen Statistiken seit 1980 war er 1997 der erste PGA-Tour-Spieler, der über eine gesamte Saison hinweg durchschnittlich mehr als 300 Yards, sprich 274 Meter, pro Drive zurücklegte. Elf Saisons lang führte «Long John» die Bestenliste der weitesten Schläge an.
4. Er hat immerhin zwei Major-Titel
John Daly wird neben Spielern wie Greg Norman und Sandy Lyle als zweifacher Major-Champion in die Geschichte eingehen. Die Art und Weise, wie er zu Titel Nummer eins bei der PGA Championship 1991 kam, war bezeichnend für ihn: Er schaffte es nach zahlreichen Spielerabsagen als gerade mal neunte Alternative ins Teilnehmerfeld, nachdem er davor in 23 Starts elf Cuts verpasst hatte. Auf eine Übungsrunde verzichtete er – und sicherte sich dennoch die Trophäe mit einem komfortablen Vorsprung von drei Schlägen.
5. Seine Trickschläge sind legendär
Immer wieder stellt John Daly sein golferisches Können auf unkonventionelle Weise zur Schau. Bei einer Showeinlage während des Masters Tournament im Jahr 2014 schlug er den Ball vom Mund eines befreundeten Models ab. Sie überstand die Aktion unverletzt.
6. Er kennt keine Grenzen
In einem Interview gestand Daly, eine Zeit lang täglich 30 bis 40 Biere gefolgt von Whiskey getrunken zu haben. Einmal sei er mit einem Alkoholspiegel von fast vier Promille aufgelesen worden und für neun Sekunden klinisch tot gewesen, ehe man ihn wiederbelebte. Ausserdem gab er an, zwischen 20 und 25 Millionen Dollar verzockt zu haben. Ein tiefer Blick in seine Steuerunterlagen für seine Autobiografie brachte jedoch eine andere Realität zutage: Seine Spielsucht hatte ihn unglaubliche 55 bis 57 Millionen Dollar gekostet. Immerhin floss ein Teil seines Geldes regelmässig auch in Charity-Projekte für Kinder und Kriegsveteranen.
7. Er sorgte für epische Momente
2008 überspannte Daly den Bogen. Nachdem er Wochen davor schon stockbetrunken bei einem Hooters Restaurant von der Polizei aufgegriffen und in Winston-Salem ins Gefängnis gesteckt worden war – sein «Mug Shot» ging damals um die Welt –, schlug er bei einem Promotionsturnier für Profis und Amateure seinen Ball von einer Bierbüchse ab. Mit Zigarette im Mundwinkel, aber ohne Hemd und ohne Schuhe, worauf ihm die PGA Tour für ein halbes Jahr die Spielberechtigung entzog. Im gleichen Jahr beendete auch noch sein Trainer Butch Harmon die Zusammenarbeit: «Das Wichtigste in seinem Leben ist, betrunken zu sein», schnödete er.
8. Er ist ein Golfer fast wie wir
John Dalys zutiefst menschliche Seite war stets Teil der Faszination. Mal trumpfte er bei Turnieren auf, mal versemmelte er sie gewaltig. Wir erinnern uns an das Bay Hill Invitational von 1998, als er am sechsten Par-5-Loch in der letzten Runde sage und schreibe sechs Mal mit einem 3er-Holz ins Wasser schlug und schliesslich eine 18 verzeichnete. Doch John Daly wäre nicht John Daly, wenn er sich nicht schon am nächsten Loch mit einem Birdie erholt hätte.
9. Er führt ein buntes Leben
Wenn John Daly nicht gerade Bälle von Bierdosen oder aus Mündern abschlägt, trinkt, raucht, zockt oder mit den Dramen seines Privatlebens beschäftigt ist (er ist viermal geschieden und wurde einmal von einer Ex- Frau mit einem Messer attackiert), spielt er leidenschaftlich gerne Gitarre und singt. Sein Country-Album «My Life» enthält Gastauftritte von Willie Nelson und Johnny Lee sowie Songs mit Titeln wie «Hit It Hard», «Blue Collar Golfer» und «All My Exes Wear Rolexes». Daly hat aber auch mit Kid Rock zusammengearbeitet und Backing Vocals für dessen 2007 veröffentlichten Track «Half Your Age» beigesteuert.
10. Er scheint unkaputtbar
Seine Alkoholsucht scheint Daly trotz zahlreicher Aufenthalte in Entzugskliniken nicht überwunden zu haben. «Ich bin nicht so nüchtern, wie ich aussehe», gestand er im vorigen Jahr in einem TV-Interview. Den Zigaretten und Fast Food bleibt er sowieso treu. Seit 2020 kämpft er mit einer Blasenkrebserkrankung. Mittlerweile leidet er auch unter fortgeschrittener Arthritis. Doch das hält den 58-Jährigen nicht davon ab, weiter auf Profiniveau Golf zu spielen – und wenn es bedeutet, dass er bei der PGA Championship 2024 in einem Golf Cart über den Platz surrt, während sein Caddie mit dem geschulterten Bag zu Fuss hinter ihm hertrottet.
