Break Down Barriers

Mit der englischen Boyband One Direction verzauberte Niall Horan (27) Millionen von Teenagern. Jetzt will der Ire den Golf­sport revolutionieren, Hürden abbauen und vor allem junge Menschen ansprechen.

Als Popstar hat er die Welt bereist und sich von Millionen Fans feiern lassen. In­zwischen hat Niall Horan seine Karriere als Mit­glied von One Direction hinter sich ge­lassen und ist erfolg­reich als Solo­künstler unter­wegs. Neben der Musik hat der Ire aber noch eine weitere Passion: Golf. Das geht bei ihm weit über das Hobby eines gut situierten Pop­stars hinaus. Bereits vor fünf Jahren gründete der 27-Jährige seine eigene Manage­ment Company «Modest! Golf». Deren Motto: «Break Down Barriers.» Das Ziel: Junge Menschen – insbesondere junge Frauen – für Golf zu begeistern und die Einstiegs­hürden für den Sport herunter­zubrechen.

Den Segen der Verbände hat er erhalten, und mit über 40 respektive 25 Millionen Followern auf Twitter und Instagram ist er eine nicht zu unter­schätzende Kraft bei der Erneue­rung einer Sport­art, die sich öffnen muss und will. Wich­tigster aktueller Event auf dem Weg dahin – die Northern Ireland Open ISPS Handa World Invitatio­nal in diesem Sommer, bei dem Männer und Frauen auf dem gleichen Platz um das gleiche Preis­geld spielen.

Niall, du bist mit «Modest! Golf» die treibende Kraft hinter dem ISPS Handa World Invitational. Worauf freust du dich am meisten?

Niall Horan: Auf meine Rück­kehr nach Nord­irland. Auf­grund der Pandemie bin ich seit einem Jahr nicht mehr in der Heimat gewesen. Es wird gross­artig, nach Galgorm Castle zurück­zukehren, ich liebe diesen Ort. Zusam­men mit der European Tour, der LPGA und der LET dort spielen zu dürfen, ist ein Traum für mich und meine Company. Dieser Event wird riesig – für den Sport an sich und für den Frauen­golf­sport im Beson­deren.

Hat das Turnier das Potenzial zum Game­changer?

Keith Pelley, der Chef der European Tour, hat vom ersten Tag daran geglaubt, dass wir genau das sein können. Auch ich bin über­zeugt, dass wir den Sport von Grund auf ver­ändern können, wenn es uns gelingt, mehr Frauen zu gewinnen. Ich habe immer gesagt, dass schon ein paar Prozent meiner Follower auf Social Media ein Game­changer sein können. Denn ein paar Prozent von 41 Millio­nen sind schon eine beein­druckende Menge Leute. Wir machen, was wir können, und das World Invita­tional (WI) ist ein gross­artiges Display. Live über­tragen am TV, das erste Turnier seiner Art auf der nörd­lichen Halb­kugel, Frauen und Männer gemein­sam, die beide um zwei Millio­nen Pfund spielen – es ist schlicht eine tolle Sache für den Golf­sport.

Hoffst du auf die Zuschauer?

Ich hoffe auf das Funk­tionieren des Impf­programms, selbst­verständ­lich. Wenn es klappt, wird dieser Event das grösste Ereignis im Golf­sport. Man muss nur daran denken, dass die 2019 Open am Royal Portrush eines der am schnellsten aus­ver­kauften Turniere überhaupt war, und unsere Challenge Tour allein schon 40 000 Fans nach Galgorm Castle gelockt hat. Das war un­glaublich, und ich bin überzeugt, dass auch dieser Event eine gross­artige Sache wird.

Weshalb liegt es Dir am Herzen, Dinge zu verändern?

Mein Job ist Musiker, davon habe ich schon als Kind geträumt. Davon abgesehen ist Golf jedoch meine grosse Passion. Das war schon so, als ich zusammen mit meinem Vater die Masters am Fernsehen geschaut habe. Als ich «Modest! Golf» gründete, war es mein Ziel, mehr junge Leute für den Sport be­geistern und junge Profis unter­stützen zu können. Ich hoffe, dass sich unsere Mühen lohnen. Wir tragen jeden­falls unseren Teil dazu bei; aber am Ende braucht es natürlich das Mit­wirken von allen, um wirklich etwas ver­ändern zu können.

Was treibt dich an?

Bei meinen Touren durch die ganze Welt habe ich die Macht der Fans erfahren. Viele sind junge Frauen, die wirklich alles geben. Wenn man einmal gesehen hat, welche Power diese jungen Damen haben, weiss man, dass sie die Welt ver­ändern können. Unser Ziel ist es, Mädchen dazu zu bringen, es mit Golf einfach mal zu versuchen. Vielleicht schlagen sie 50 Mal daneben, aber wenn der 51. Schlag sitzt, dann wird sie das motivieren, weiter­zu­machen. Darum geht es letztlich. Das Ganze liegt mir am Herzen. Wenn wir das Spiel für Frauen öffnen können, öffnen wir den Sport für alle. So einfach ist es.

Wie wichtig ist das WI-Turnier für diesen Prozess?

Solche Events sind ein Katalysator, aber solche Prozesse brauchen ihre Zeit. Das World Invitatio­nal ist enorm wichtig, weil dabei Frauen und Männer um das gleiche Preis­geld spielen. Diese Frauen haben genauso viel Talent wie ihre männlichen Kollegen, aber sie erhalten oft nicht die gleiche An­erkennung. Genau das versuchen wir mit dem Event zu zeigen: Diese Girls sind enorm talentiert, sie verdienen das Preisgeld und die Präsenz am TV. Meiner Meinung nach kann der Golf­sport nur so sein ganzes Potenzial ausschöpfen.

Ganz ehrlich, du klingst ja fast schon wie ein Fanatiker. . .

. . .ich liebe Golf, ich bin besessen davon. Golf ist ein grosser Teil unserer Kultur, die vielen irischen Top-Spieler in den letzten Jahren beweisen das. Kommt dazu: Tiger Woods hat mir den Einstieg in den Sport einfach gemacht, ich habe mich augen­blicklich in das Spiel ver­liebt. In den letzten Jahren bin ich immer engagierter ge­worden. Und ich schätze mich glücklich, einige der grössten Momente in der Ge­schichte der Major-Turniere selbst mit­erlebt zu haben. Zudem liebe ich Statistiken über den Sport – je mehr, desto besser. Ich kenne alle Top-Werte auswendig. Ich bin wohl ein Nerd, aber ich finde diese Dinge einfach spannend.

Du willst Kinder für den Sport begeistern. Wie stellst du Dir das vor?

Wir sind in England daran, ein Pro­gramm auf die Beine zu stellen und werden schon bald News dazu publi­zieren. Davon ab­gesehen geht es uns vor allem darum, die Barrieren, die von aussen immer noch stark wahr­ge­nommen werden, nieder­zu­reissen und den Sport zu­gänglicher zu machen.

Noch sind Frauen eine Minderheit in Golfclubs. Was muss sich ändern?

Weibliche Top-Spielerinnen sollten mehr ge­würdigt und für ihre Leis­tungen gefeiert werden. So hätten junge Frauen Vor­bilder, zu denen sie auf­blicken können. Das ist der Grund dafür, dass ich unseren Event un­bedingt mit der LPGA durch­führen wollte. Es gibt so viele tolle Proetten da draussen und sie ver­dienen eine grössere Platt­form. Zudem spielt die Erziehung eine Rolle: Wir müssen das Bild von Golf als Sport für ältere Herren verändern.

Welche Rolle kann Social Media dabei spielen?

Als Golf-Fan, der das Glück hat, eine grosse Follower­schaft zu haben, kann ich sagen: Social Media bietet eine wunder­bare Aus­gangs­lage, um Nicht-Spieler zu moti­vieren, es einfach mal mit Golf zu versuchen. Wenn nur ein oder zwei Prozent meiner Follower das tun, reden wir schon von über einer halben Million neuen Augen­paaren in diesem Sport.

Wenn du sofort etwas ändern könntest – wo würdest du ansetzen?

Das Altherren-Image des Sports ab­schaffen. Viele meiner Freunde in der Musik­szene und im Sport­business lieben Golf, und die meisten sind jung und aktiv. Golf ist ein sozialer Sport mit vielen Vorteilen für die Gesund­heit – nicht nur für ge­setztere Herren.

Niall Horans Lieblinge

Golfplatz: St Andrews und Augusta.
Beste Golfrunde: 79 in St Andrews.
Bester Schlag: Kommt mir keiner in den Sinn! Hoffentlich ändert sich das, wenn wir diesen Sommer wieder mehr auf den Platz können.
Golfturnier: Die Open, die Masters. Und
natürlich das ISPS Handa World Invitational.
Golfer: Arnold Palmer, Jack Nicklaus,
Tiger Woods.
Hole: Zu viele, um sie alle zu erwähnen. Sicher mit dabei: das Road Hole in St Andrews und die Amen Corner Holes in Augusta.

Hast du zusammen mit den anderen Jungs von One Direction Golf gespielt?

Ja, wir haben an freien Tag immer mal wieder gespielt. Harry Styles war ziemlich gut, und der Golf­platz hat immer eine beruhigende Wirkung auf uns gehabt. Vor dem Hotel haben manch­mal 4000 oder 5000 Leute ge­wartet. Ich erinnere mich, wie wir in Rio mal in einem Brotlieferwagen flüchten mussten. Nicht selten waren solche Aktio­nen der einzige Weg, um aus dem Hotel zu kommen und etwas zu sehen – und um Golf zu spielen.

Du hast Tyrrell Hatton unter Vertrag genommen. Musstest du viel Über­zeugungs­arbeit leisten?

Spieler in seiner Liga müssen zu hundert Prozent überzeugt sein, wenn sie eine grosse Entschei­dung für ihre Karriere treffen. Aber Tyrrell ist ein cooler Typ, zwischen uns hat es sofort Klick gemacht. Er ist ein tolles Aus­hänge­schild für uns.

Sein Auftritt im Hoodie hat für viel Furore gesorgt. Hat Golf ein Image­problem?

Die Golf-Industrie beginnt erst lang­sam, sich für eine neue Generation zu interes­sieren. Wenn man sich die grossen Brands anschaut, sieht man aber, dass sie sich für Junge öffnen. Man muss nur die besten jungen Profis und Proetten anschauen – die sind alle­samt mode­bewusst unter­wegs. Auch da ist einiges im Wandel.

Kann Hatton ein Major gewinnen? Und falls ja: Welchen Effekt hätte das für deine Firma?

Das Talent dazu hat er, und am Fleiss mangelt es ihm auch nicht. Aber wir werden ab­warten und sehen müssen, wie sich seine Karriere entwickelt.

Du hast Tiger Woods als Inspiration erwähnt. Denkst du, er kann sich von seinem schlimmen Unfall erholen und auf den Platz zurück­kehren?

Tiger war der Grund, weshalb ich über­haupt erst einen Schläger in die Hand genommen habe. Und ich denke, das gilt für viele andere auch, selbst bei den Profis. Er hat uns viele tolle Erinne­rungen, viele magische Momente beschert. Auch kürzlich, etwa beim Masters vor zwei Jahren. Natür­lich wünschen wir alle, ihn wieder so zu sehen. Aber wie Rory McIlroy sagte: Tiger ist heute in erster Linie Vater, und ich bin froh für ihn, dass er mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen kann. Aber wenn er wieder für Magie auf dem Golf­platz sorgen kann, bin ich definitiv der Letzte, der etwas dagegen hat.

Text: © todaysgolfer.com | Bilder: Getty Images

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