Boss of Brookline

Der Sieg bei den US Open 2022 brachte Matt Fitzpatrick den ersten Major-Titel seiner Karriere ein. Will Zalatoris und Scottie Scheffler landeten mit einem Schlag Rückstand gemeinsam auf Rang zwei.

Matthew Fitzpatrick hatte noch keinen Sieg auf der PGA Tour, geschweige denn einen Major-Titel vorzuweisen, als er am 16. Juni 2022 bei der 122. Ausgabe der US Open antrat. Anders als etwa der Nordire Rory McIlory oder der Amerikaner Justin Thomas zählte der 27-jährige Golfprofi aus Sheffield somit nicht zu den Favoriten des prestigeträchtigen Turniers.

Eine Sache hatte der in den US-Ranglisten schlicht als Matt Fitzpatrick geführte Engländer vielen Mitbewerbern allerdings voraus: 2013, vor neun Jahren, war ihm auf dem ehrwürdigen Kurs im Country Club von Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts bereits einmal ein Sieg gelungen – damals als Amateur, mit seinem Bruder als Caddie. Alex Fitzpatrick zählte denn auch zu den Ersten, die einem Glückstränen vergiessenden Matthew um den Hals fielen, als dieser am Sonntag, 19. Juni, als offizieller Sieger feststand.

Haarscharf und unerwartet hatte er diesen Sieg errungen aber durchaus verdient, wie ihm Rory McIlory nach dem Turnier zugestand: «All die harte Arbeit zahlt sich aus. Ich freue mich so für dich», teilte der fünffache Major-Sieger dem frischgebackenen US Open Champion schulterklopfend mit.

Am Finaltag hatte Fitzpatrick sowohl Konstanz als auch gute Nerven bewiesen. Gemeinsam mit dem Weltranglistenersten Scottie Scheffler war er als Führender gestartet, ehe sich der Amerikaner nach sechs Löchern mit vier unter Par kurzzeitig an die Spitze setzte. Doch der Brite behielt den Anschluss, profitierte von Schefflers Fehlern und liess diesen bald hinter sich.

Nicht, dass Fitzpatrick selbst keine Fehler gemacht hätte – mässige Leistungen an Loch 10 und 11 sorgten dafür, dass das Rennen bis zum Schluss spannend blieb. Die Back Nine waren schliesslich von einem direkten Zweikampf mit seinem Flight-Partner Will Zalatoris geprägt. Jenem 25-jährigen Amerikaner, der bereits dreimal als Beinahe-Champion aus einem Major-Turnier hervorgegangen war und sich in der Folge unter enormem Beweisdruck wähnte.

Entscheidend dürfte der Moment gewesen sein, als Zalatoris bei Loch 15 mit einem Bogey zurückfiel und Fitzpatrick mit einem Birdie plötzlich zwei Schläge voraus war. Als Fitzpatricks Abschlag im Sandbunker der 18 landete, bot er Zalatoris zwar die Chance zum Aufholen, spielte den Ball aber mit sicherer Hand aufs Grün. «Einer der besten Schläge, der mir je gelungen ist», wie der Brite im Nachhinein sagte. «Diesen Schlag werden sie wahrscheinlich bis ans Ende der US-Open-Geschichte zeigen», musste auch Zalatoris zugeben.

Dass Fitzpatrick auf dem Grün die Gelegenheit zu einem Birdie verpasste, hätte gewiss zu einem Stechen führen können. Doch dann verfehlte Zalatoris das Loch mit seinem Putt aus rund vier Metern um Haaresbreite. Der über 3,2 Millionen US-Dollar ein. Amerikaner ging darauf in die Hocke. Schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Die Familie Fitzpatricks jubelte auf und stürmte auf den Platz. Die Entscheidung war gefallen. Kurz darauf erhielt Fitzpatrick auch schon einen Gratulationsanruf von Jack Nicklaus himself. Nach diesem war Fitzpatrick schliesslich der erste Golfer, der den Amateur-Titel und die US Open auf ein und demselben Platz gewonnen hatte.

Während Zalatoris’ unbestrittenes Können weiterhin nicht nur mit einem Major-Titel, sondern auch mit einem «gewöhnlichen» PGA-Tour-Sieg besiegelt werden muss, hat Matthew Fitzpatrick den grossen Durchbruch geschafft. «Das Gefühl ist nicht von dieser Welt!» und «Es gibt nichts Besseres!», liess er im Freudentaumel vor den Medien verlauten. «Es klingt wie ein Klischee, aber das ist es, wovon man als Kind träumt. Somit könnte ich morgen als glücklicher Mann in Rente gehen.» Finanziell leisten könnte er sich diesen – mit 27 Jahren hoffentlich nicht ernsthaft erwogenen – Schritt allemal: Sein Preisgeld beträgt 3,15 Millionen US-Dollar. Das ist immerhin eine halbe Million mehr als die diesjährigen Masters und die PGA Championship ihren jeweiligen Siegern Scottie Scheffler und Justin Thomas bescherten.

Triumphiert hat Fitzpatrick letztlich mit 274 Schlägen vor den beiden Amerikanern Will Zalatoris und Scottie Scheffler, die beide auf 275 Schläge kamen und sich Rang zwei teilen mussten. Hideki Matsuyama aus Japan schloss nach einer sensationellen letzten 65er-Runde mit insgesamt 277 Schlägen auf Rang vier ab. Der zweimalige Major-Champion Collin Morikawa, der nach zwei Runden in Führung gelegen hatte und am Samstag bis auf den 17. Rang zurückgefallen war, schob sich mit einer 66er-Runde zum Abschluss wenigstens auf Rang fünf vor. Teilen musste er sich diesen allerdings mit Rory McIlory, der das Turnier ebenfalls mit 278 Schlägen absolvierte.

US Open Brookline, Massachusetts

1 Matt Fitzpatrick (England)
274 Schläge (68+70+68+68)

T2 Scottie Scheffler (USA)
275 Schläge (70+67+71+67)

T2 Will Zalatoris (USA)
275 Schläge (69+70+67+69)

4 Hideki Matsuyama (Japan)
277 Schläge (70+70+72+65)

T5 Collin Morikawa (USA)
278 Schläge (69+66+77+66)

T5 Rory McIlroy (England)
278 Schläge (67+69+73+69)

T7 Keegan Bradley (USA)
279 Schläge (70+69+69+71)

T7 Adam Hadwin (Kanada)
279 Schläge (66+72+70+71)

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