Abliefern unter Druck

Versagensängste oder ein zu starker Selbstfokus können dir das Golfspiel in entscheidenden Momenten vermasseln. Forscher haben herausgefunden, dass dagegen ein einfacher Trick hilft.

«Choking under pressure» nennt man das Phänomen, wenn Menschen unter Druck versagen. Beispiele dafür sind Studierende, die ihr zuvor präsentes Wissen in einer Prüfung nicht mehr abrufen können, oder Vortragende, die plötzlich kein Wort mehr herausbringen. Aber auch Golfer kennen das Problem: Wer schon einmal einen Birdie-Putt aus einem Meter vorbeigeschoben hat oder vor Zuschauern kläglich gescheitert ist, weiss, wie negativ sich Druck auf die eigene Leistung auswirken kann.

Warum fällt es überhaupt so schwer, erlernte Bewegungen unter Druck auszuführen?
Untersuchungen zeigen, dass Sportler ihre Leistung in Situationen mit hohem Druck vor allem dann nicht abrufen können, wenn …
… störende Gedanken Angst hervorrufen und so zu einer Ablenkung werden. Man verliert die optimale Konzentration zur Lösung einer Aufgabe wie zum Lochen eines Birdie-Putts oder zum Treffen des Fairways und konzentriert sich stattdessen auf mögliche negative Konsequenzen eines Schlags.
… der Selbstfokus zu stark ist. Konzentriert man sich auf Bewegungsdetails, um auf keinen Fall etwas falsch zu machen, erfolgen die Bewegungen nicht flüssig und natürlich. Eine Untersuchung zur Putt- Performance konnte belegen, dass die Anzahl der gelochten Putts abnimmt, wenn man zu sehr über seine Puttbewegung nachdenkt. Das Gehirn ist dann gestresst und arbeitet nicht im optimalen Alpha-Modus.

Was hilft gegen «Choking under Pressure»?
Seit vielen Jahren befasst sich die Arbeitsgruppe rund um Professor Jürgen Beckmann der Technischen Universität München mit dem Phänomen. Nun scheint ein Lösungsansatz gefunden zu sein, der auch uns Golfern helfen könnte: ein Trick mit der linken Hand. «Wir haben bereits in mehreren Sportarten die positive Wirkung eines dynamischen Drückens mit der linken Hand zeigen können», heisst es in einer Erklärung. «So hat sich die Performance beim Elfmeterschiessen und die Präzisionsleistung bei Tennis- und Badmintonaufschlägen gegenüber der Kontrollgruppe deutlich verbessert, wenn vor der Bewegungsausführung die linke Hand für zehn Sekunden zur Faust geballt und dann lockergelassen wurde.»

Was passiert genau, wenn man die linke Hand zur Faust ballt und wieder lockerlässt?
Messungen der Hirnströme (EEG) haben gezeigt, dass durch das Drücken der linken Hand die Anspannung nachlässt und das Gehirn in den Alpha-Rhythmus übergeht. Alpha-Wellen sorgen nicht nur für Entspannung, sondern verbessern auch die Aufmerksamkeit und Konzentration. Sie hemmen die angstbedingten Störungen und helfen einem dabei, automatisierte Bewegungen flüssig ausführen zu können.

Wie kann ich die Erkenntnisse für mein Golfspiel nutzen?
Am einfachsten lassen sich diese Erkenntnisse in die Pre-Shot-Routine integrieren, wenn man unmittelbar vor dem Schlag seinen Schläger- oder Puttergriff mit der linken Hand für zehn Sekunden fest drückt und dann wieder lockerlässt.

Ralf Lehmann

Dipl. Sportwissenschaftler
PGA Master Professional

Wissenswertes Ralf Lehmann hilft Golfern
seit 25 Jahren mit einfachen und effektiven Methoden, ihr spielerisches Potenzial zu entfalten. Er ist seit über zehn Jahren in der Swiss PGA registriert und hat unter anderem folgende Ausbildungen absolviert: PGA Master Professional, Diplom Sportpädagoge (Universität Tübingen), TPI-zertifizierter Golf-Fitnesscoach, Experte für Rhythmus- und kurzes Spiel. Ausserdem wurde er von «QualiCert» als gesundheitswirksamer Golf Pro zertifiziert und referierte für das Bundesamt für Sport in Magglingen.

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